Internierungslager: Zeitzeugen |
Wilhelm Rott
Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung von © Bettina Rott. |
Sonntagsgottesdienst mit Einweihung der Kirchenbaracke im Block 8 des Moosburger Internierungslagers am 16.9.1945(unvollständige Mitschrift)Eröffnung: Im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. Lasst uns Gott loben ,mit dem Lied: Lobet den Herren, den mächtigen König der Ehren! (Gesang) Gebet: Ewiger, barmherziger Gott und Vater! Wir danken Dir, dass du uns durch gute und böse Tage bis zu dieser Stunde geführt und uns heute hier versammelt hast, unter Lob und Dank Dein Wort zu hören in dem Dir geweihten Haus, um Deine Wunder anzubeten. Wir stellen uns vor Deine heilige Gegenwart und bekennen vor Dir, dass wir gesündigt haben in Gedanken, Worten und Werken. Sieh erbarmend auf uns herab und vergib uns alle unsere Schuld um Jesus Christi willen. Du wollest uns zum Hören und Verstehen Deiner Worte und Wunder Gnade und Einigkeit verleihen, dass wir Dein Wort aufnehmen in einem feinen und guten Herzen, damit wir Frucht bringen in Geduld als Deine Kinder im Lob und Rühmen hie zeitlich und dort ewiglich! Amen. Schriftverlesung: 1.Korintherbrief 13. Kap. Vers Glaubensbekenntnis Gesang des Kirchenchores: Heilig, heilig, heilig! von Schubert Ansprache: Liebe Kameraden! Unser Herz ist heute von Dank und Freude bewegt, dass mitten in diesen unruhigen Tagen des Abschieds, der Freude auf der einen, der Enttäuschung und des Bangens auf der anderen Seite uns diese Stunde geschenkt ist, dass wir hier, wo wir hinter dem Stacheldraht in dieser Gefangenschaft für viele die schwerste Zeit unseres Lebens haben, eine neue Kirchenbaracke in Gebrauch nehmen dürfen. Nun stehen wir hier. Bevor wir uns zum Hören und Auslegen des Wortes Gottes versammeln, wollen wir unsren Dank und unsere Gemeinschaft zwischen den einzelnen Blöcken , der Gemeinschaft der Christen und derer, die nach Gott fragen, Ausdruck verleihen. Es ist für mich eine große Freude, hier zum ersten Mal Gottesdienst halten und predigen zu dürfen. Es war gestern eine große Freude, als ich dieses Altarbild sah, und ich möchte euch, meine Kameraden, aufrufen, von ganzem Herzen Gott dankbar zu sein, dass er uns diese Männer und Kameraden geschenkt hat, die in solchem Einsatz, mit solch innerer Freude, mit solchem... (es fehlt eine Seite des Manuskriptes) Nun bitte ich die Vertrauensmänner der einzelnen Blöcke, vorzutreten und die Grüße des ganzen Lagers zu überbringen. Kamerad Brennecke (für Block 1 und 7): Den evangelischen Kameraden des Blockes 8 wünscht der Block 7, dass von dieser Stätte ein Licht ausgehen möge, das ihnen allen leuchten möge in den dunklen Tagen dieser Zeit jetzt und in alle Zukunft, dass diese Stätte sein möge eine Stätte des Suchens nach Gott. So gebe ich euch, meine Kameraden, den Schwertspruch des Glaubens mit, der da heißt: „Wirst du den Herrn suchen, so wirst du ihn finden. Wirst du ihn aber verlassen, so wird er auch dich verlassen.“ Kam. Fauser (für Block 2) Ich überbringe dem Block 8 Grüße und Wünsche des Blockes 2 mit 1.Kor. 16 Vers 13: „Wachet, stehet im Glauben, seid männlich und stark!“ Kam. Salaw (für Block 3) Allen Kameraden von Block 8 die herzlichsten Segenswünsche der evangelischen Kameraden des Blockes 3. Möge für alle, die diesen Raum mit dankendem Herzen oder tiefen Trostes bedürftig betreten, das Wort des Psalmisten gelten: „Ich aber will in Dein Haus gehen auf Deine große Güte und anbeten gegen Deinem heiligen Tempel in Deiner Furcht, denn du, Herr segnest die Gerechten, Du krönest sie mit Gnade wie mit einem Schild.“ Kam. Rutschke (Block 4): Block 4 grüßt mit Hebr. 13 Vers 9: ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade.“ Kam. Losch (Block 5): Die Kameraden von Block 5 grüßen mit einem Wort aus dem Alten und neuen Testament: spricht der Herr: Solltest Du mir ein Haus bauen, dass ich darin wohne, der Herr verkündigt dir, dass der Herr dir ein Haus bauen wird.“ „Aber am letzten Tag des Festes, der der höchste war, trat Jesus auf und rief: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten.“ Kam. v. Eickstedt (Block 6) Die Kameraden von Block 6 grüßen euch mit Röm. 12,12; „Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet an im Gebet!“ Gesang: Nun danket alle Gott! Predigt über das Gleichnis vom SämannEv. Lukas Kap 8, 4-15 Als nun eine große Menge beieinander war und sie aus den Städten zu ihm eilten, redete er in einem Gleichnis: Es ging ein Sämann aus zu säen seinen Samen. Und indem er säte, fiel einiges auf den Weg und wurde zertreten, und die Vögel unter dem Himmel fraßen's auf. Und einiges fiel auf den Fels; und als es aufging, verdorrte es, weil es keine Feuchtigkeit hatte. Und einiges fiel mitten unter die Dornen; und die Dornen gingen mit auf und erstickten's. Und einiges fiel auf gutes Land; und es ging auf und trug hundertfach Frucht. Als er das sagte, rief er: Wer Ohren hat zu hören, der höre! Es fragten ihn aber seine Jünger, was dies Gleichnis bedeute. Er aber sprach: Euch ist's gegeben, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu verstehen, den andern aber in Gleichnissen, damit sie es nicht sehen, auch wenn sie es sehen, und nicht verstehen, auch wenn sie es hören. Das Gleichnis aber bedeutet dies: Der Same ist das Wort Gottes. Die aber auf dem Weg, das sind die, die es hören; danach kommt der Teufel und nimmt das Wort aus ihrem Herzen, damit sie nicht glauben und selig werden. Die aber auf dem Fels sind die: wenn sie es hören, nehmen sie das Wort mit Freuden an. Doch sie haben keine Wurzel; eine Zeit lang glauben sie und zu der Zeit der Anfechtung fallen sie ab. Was aber unter die Dornen fiel, sind die, die es hören und gehen hin und ersticken unter den Sorgen, dem Reichtum und den Freuden des Lebens und bringen keine Frucht. Das aber auf dem guten Land sind die, die das Wort hören und behalten in einem feinen, guten Herzen und bringen Frucht in Geduld. Das Gleichnis, das wir soeben gehört haben, ist wohl das bekannteste; bekannt unter dem Namen vom Sämann oder vom vierfachen Ackerfeld. Wir erfahren, wie aus den Städten sich die Menge um den Herr Jesus Christus drängt und schart und wie er seinen Mund auftut und jenes Gleichnis vom Sämann erzählt. Wir kennen alle dieses Gleichnis von Jugend auf. Wir sehen das aus dem Landleben genommene wunderbare Bild des Sämanns und hören vielleicht die Worte Conrad Ferdinand Meyers: "Bemeßt den Schritt, bemeßt den Schwung!" Wir verfolgen den Weg jener Samenkörner mit, auf den Weg, auf den Fels, unter die Dornen und schließlich auf das gute Land. Vielleicht sagen wir ja, wenn unsre Prediger auch so glaubhaft, so aus dem Leben, so aus der Natur heraus bildhaft predigen würden, dann kämen auch wir zur Kirche, dann wären die Kirchen wieder voll. Jesus, ja , das ist der Prediger, der mitten aus dem Leben schöpft, der uns hier in einem wunderbaren Bild die Gesetzmäßigkeiten des Lebens offenbar macht! Denken wir nicht vielleicht so? Wenn wir so denken, dann sind wir vielleicht erstaunt gewesen über das, was in der Mitte unseres Textes steht. Das hatten wir vielleicht nicht mehr so in Erinnerung oder wir hatten es auch noch nie gehört. In der biblischen Geschichte für die Jugend kann ja dieser Vers nicht gebracht werden, weil er zu schwer ist. Trotzdem müssen wir uns mit diesem erstaunlichen Vers auseinandersetzen. Wir sind nicht mehr jung, wir sind Männer. Wir mussten hierher kommen und wir sind darum hier, um tiefer einzudringen in den Text. Die Masse des Volkes zerströmt auch hier, nachdem sie sich an der wunderbaren Bildrede gefreut hat, sie ist wieder nach hause gegangen, um sie dann zu vergessen. Im Hintergrund aber steht ein kleiner Kreis der Jünger, der wirklich Lernenden, schart sich um Jesus und nun hören wir etwas sehr Wichtiges: Sie fragen Jesus. Es gibt kein Weiterkommen im Verständnis des Wortes Gottes ohne das Fragen. Der ganze Kirchenbesuch hat im Grunde keinen Zweck, wenn wir nicht als Menschen kommen, die fragen. Sie fragen Jesus, was dies Gleichnis wäre. Es scheint ihnen also gar nicht so eindeutig klar gewesen zu sein, es scheint ihnen mit einer Decke und einer Verhüllung umgeben gewesen zu sein. Sie müssen also fragen. Seht, wir hören diese Bildrede ja schon immer von der Deutung Jesus aus; darum fragen wir heute nicht mehr. Aber lassen wir doch einmal dieses Bild vom Sämann, vom vierfachen Ackerfeld auf uns wirken, als hätten wir nie etwas von seiner Deutung gehört, so sollten und würden auch wir fragen. Da sagt nun Jesus ein hartes Wort zu seinen Jüngern: "Euch ist es gegeben, zu wissen das Geheimnis des Reiches Gottes; den anderen aber in Gleichnissen, dass sie es nicht sehen, ob sie es schon sehen, und nicht verstehen, ob sie es schon hören." Und nun beginnt er, auf die Frage der Jünger Auskunft zu geben. Er tritt zum zweiten Mal auf als Lehrer für den kleinen Kreis, als Lehrer für Erwachsene, als Lehrer auch für uns, die wir zum zweiten Mal in unsrer Erwachsenheit Lehrer brauchen, und legt uns dieses Gleichnis aus. Was wir hier im Lager bei denen erlebt haben, die die Zeit dazu benutzt haben, um wieder einmal in das Wort Gottes einzudringen, war doch eigentlich die Erkenntnis, dass es falsch war, zu glauben, dass man nur einmal im Leben in die Schule gehen müsse, nämlich in der Kindheit. Nein, jedermann ist berufen, nicht nur, damit er im Wort Gottes weiterkommt, sondern überhaupt zum zweiten Mal zu lernen und das, was er einmal gehört hat und was ihm so selbstverständlich war, noch mal ausgelegt zu bekommen. Gebe Gott, dass wir in einer neuen Form unseres natürlichen und geistigen Lebens wieder eine Stätte haben, wo allenthalben jenes zweite Lernen Ereignis wird, das Lernen aller Erwachsenen. Gebe Gott, dass jeder von uns einen Lehrer finde, der zweitens die Dinge, die dem einzelnen so selbstverständlich zu sein scheinen wie uns dieses Gleichnis, noch einmal lehrt! Wir können heute, wo wir zum ersten Mal diese wunderschöne Kirchenbaracke in Gebrauch nehmen, nichts Besseres tun, als uns zu Füßen unseres Lehrers Jesus Christus zu setzen und aus seinem Mund die heilsame Lehre zu vernehmen, die vielleicht alle unsere bisherigen Vorstellungen über den Haufen wirft, uns aber weiterführen wird. Und so hören wir nun, wie er, der Lehrer, damals und heute durch seinen heiligen Geist, den Lehrer und Tröster, noch einmal die alten Worte in seine Hand nimmt und sie uns ins Herz hineinsenkt. So wollen wir noch einmal seine Auslegung, seine Lehre in jener so schönen und klaren Bildrede, wie wir meinen, entgegennehmen. Gleich das erste Wort sagt zu uns: "Der Same ist das Wort Gottes." Wir kommen hier in die Kirche nicht, um irgendwelche Worte von Menschen zu hören, sondern das ewige, unvergängliche Wort Gottes. Der unvergängliche Same! Wer sich das einmal klarmacht, dass es unter all' den Worten, die in dieser Welt gesprochen werden, bei all' den hochtönenden und verzagten Worten unter all' dem Geschwätz und über all' den gewichtigen Worten ein einziges Wort, ein ewiges Wort Gottes gibt, der ist schon weit gekommen. Seht einmal, wie dieses Wort Gottes in der Welt seinen Weg nimmt! Wir zittern eigentlich um dieses ewige Wort Gottes, wie wehrlos es in der Welt ist. Haben wir denn nicht erfahren, wie wehrlos das ewige Wort Gottes - durch das die Welt geschaffen ist und das das Welterhaltende ist, sodass, wenn es nicht da wäre, die Sterne auf den Erdball herunterkommen würden - hier auf Erden ist? Der Sämann geht aus, der Same fällt auf den Weg. Was sehen wir da? Wir sehen, dass der Same des Wortes Gottes unser Leben, unseren Beruf eigentlich gar nicht berührt, sondern achtlos auf die Strasse gefallen ist. Die Vögel kommen und picken ihn weg, er wird achtlos zertreten, man merkt ihn gar nicht. Jesus sagt, das geschieht dann, wenn der Teufel kommt und den Samen des Wortes Gottes von unseren Herzen nimmt. Er war noch nicht eingedrungen, hatte noch nicht Wurzel gefasst vor der Tür unsres Lebens, abseits als etwas Fremdes liegt das Wort Gottes. Ist es nicht so bei Millionen in unserem Vaterland, gerade bei den Männern? In ihrer Jugend haben sie vielleicht im Schul-, im Religionsunterricht die Worte gelernt. Aber sie sind gleichsam als unverstandene, unverdaute, nicht aufgenommene Worte draußen liegen geblieben. Man hat im allgemeinen keinen Anlass, diese Worte zu zertreten, aber wenn es geschieht, so geschieht es eben, und man merkt es gar nicht. Der Teufel ist ja nicht der Mann mit dem Schwanz, sondern er ist der Geist, der stets verneint, der ja unsichtbar bleibt, der den Menschen geradezu einredet, er sei es nicht. Das ist sein Wesen. Aber er steckt hinter Menschen, hinter Erscheinungen, Erfahrungen und Erlebnissen, die uns dahin bringen, dass das Wort Gottes, das vor unserer Tür liegt, einfach vergessen zertreten wird. Das ist wohl die Lage der meisten Millionen in unsrem deutschen Volk. Teufel, Diabolos, wörtlich Verleumder, Durcheinanderwerfer. Der kommt also in vielerlei Gestalt und wirft die alten Heilsworte Gnade, Friede, Erlösung durcheinander wie in einem Spiel. Wir haben ja nie Glaubenslehre getrieben, die diese Worte ordnet, die Worte sind draußen geblieben, ungeordnet. Und nun kommt der Propagandist, der Teufel, und wirbelt sie durcheinander, sodass wir sagen, wie unvernünftig das doch alles ist, und dass wir dem allen schließlich den Fußtritt geben. Wir sind fertig damit, es wird zertreten, weggenommen von unseren Herzen, es ist gar nicht mehr da. Das ist das Schicksal des Wortes Gottes in der Welt auch in unserem deutschen Volk. Es kommt dann nicht zum Glauben und darum nicht zum Heil, nicht zur Rettung. Und nun sehen wir die anderen. Die fallen auf Fels, auf felsigen Untergrund, nur eine ganz dünne Erdkrume ist da. Es geschieht nun, dass dieses Wort aufgenommen wird: Es schlägt Wurzeln. Das sind, wie Jesus sagt, die Menschen, die das Wort mit Freuden annehmen, sie entdecken vielleicht auch einmal in drei Monaten der Besinnung und der Ruhe, es sind gar nicht tote Dogmen, es ist hochinteressant, was in der Bibel geschrieben steht, es ist ganz anders, als einem immer vorgeredet worden ist. Das Wort leuchtet wieder, es bekommt Glanz, Leben, Farbe. Das sind die Leute mit schnell begeisterungsfähigem Herzen; sie begeistern sich dafür und sagen, das bringt Glanz in unser Leben hinein. Sie nehmen es schnell auf mit Freude und wollen es auch mit nach Hause nehmen. Aber es kommt anders. Es kommt die Dürre, es kommt die Anfechtung. Eine Zeitlang glauben sie. Dan kommt die Anfechtung und sie fallen ab. Das ist das Schicksal des Wortes bei den Begeisterungsfähigen geworden. Wir freuen uns darüber, wenn das Wort Gottes wieder Freude in uns weckt, wenn Menschen da sind, die es mit Freude aufnehmen, die wieder seinen Glanz sehen, wenn Menschen da sind, die mitschreiben, die es festhalten wollen, die über das Wort Gottes sprechen und die einfach staunen, was für Schätze und Erkenntnis und Weisheit ihm zugrunde liegt, Erkenntnis und Weisheit gerade auch für unser Volk, unser Haus, unseren Beruf. Nun gehen sie hinaus und da ist das Wort Gottes vielleicht nicht mehr lebendig, da sind sie fern von der lebendigen Verkündigung. Nun kommt die Anfechtung, die Krankheit, wie bei Hiob, ins Haus. Es kommt die Frau und hält eine Moralpredigt. Es geht wie bei Hiob. Hiob sagt Gott ab, er sitzt schließlich auf dem Misthaufen und schabt seinen Aussatz ab. Vorher ist ihm alles genommen worden, die Hütte angezündet, sind ihm Söhne und Töchter genommen worden. Er sagt Gott ab. So kommt also die Anfechtung, vielleicht dass wir irgendwo auf einen Boden kommen, wo Leute sind, die das Wort Gottes nicht lieb haben, die ohne das Wort Gottes auskommen wollen und uns deshalb benachteiligen. Es kommt vielleicht wieder eine Verfolgung. So wird es wieder zurückgedrängt oder kommt vollkommen zum Zerfall. Wir kommen heraus, meinen aufbauen zu können, knüpfen Geschäftsverbindungen an. Das lockt uns. Dabei wird das Wort Gottes immer blasser, es gerät immer mehr in Vergessenheit. Dann braucht nur ein äußerer Anstoß zu kommen und wir sagen ihm einfach wieder ab. Dann kommen die Dritten, bei denen das Wort Gottes unter die Dornen, also auf gutes Land, fällt.. Das Wort Gottes fasst Wurzel; es ist wirklich zu der Begegnung und Auseinandersetzung zwischen unserem Leben und dem Wort Gottes gekommen, was auch richtig und nötig ist. Aber auf dem Wurzelgrund des Ackers wachsen auch noch Dornen. Beides wächst miteinander auf. Aber die Dornen werden größer, und Jesus sagt, diese Dornen sind die Sorgen, der Reichtum und die Wollust. Ich möchte gerade unter diesen Dritten die Leute sehen, die sagen, wir sind keine Schlemmer, wir lassen uns durch Schlemmerei nicht imponieren. Das sind nämlich die Praktiker, die das Leben wirklich gestalten wollen, die sagen, es muss natürlich auch bei mir, im praktischen Leben zur Begegnung zwischen dem Wort Gottes und meinem Leben kommen, dem Bios, wie es im griechischen Urtext heißt , daher Biologie, Lebenskunde, wie es heute weithin verstanden wird.. Es muss zu dieser Begegnung und Auseinandersetzung kommen. Das sind die nüchternen Menschen, die Praktiker. Wo gehen sie hin? Sie gehen ins Haus, Beruf, Politik, Verwaltung, Presse, überall finden wir sie. Und gerade sie, die das Leben gestalten wollen, die mitten im Leben stehen, werden überwuchert von Sorgen. Die Sorge ist, wie wir hier schon gehört haben, ein Stück unsrer selbst. Der Dämon Sorge rast auf dem Grund unsrer Seele und in dem Augenblick, in dem wir Schwierigkeiten sehen, rast dieser Dämon, stößt uns in die Zukunft hinein und wir wollen doch in die Zukunft hinein bauen. Menschen, die mit Sorgen aufwachsen, sind nicht die Menschen, die beim Wort Gottes bleiben, sie haben gar keinen Sinn dafür, es sind Menschen, die in sich verkümmert sind. Wie die Sorgen das Leben ersticken, so gilt das auch vom Reichtum. Wer das Leben etwas kennt, wird wissen, dass die Menschen, die die Möglichkeit haben eine Atmosphäre des Luxus und des Komforts um sich zu verbreiten alle Schwierigkeiten sehr schön ethisch zu überwinden und alle Klippen zu umschiffen, nicht etwa Leute sind, die dann im Glauben leben können. Ihr Reichtum stößt sie wieder in die Sorge hinein.. Schon ist ihr Herz wieder in Gefahr. Sie haben sich gleichsam mit einer Schicht umgeben. Sie haben sich vom unmittelbaren Leben abgesperrt und erzeugen in ihrem Wohlleben, in ihrem Reichtum eine Atmosphäre, die das Leben des Glaubens erstickt. Ein Drittes wird genannt: die Wollust. Was ist das? Das sind die unreinen Gedanken, die aus dem Herzen hervorsteigen, jene Sucht, doch eigentlich weichlich zu leben, die Auseinandersetzung, die reine Bergluft zu vermeiden und sich in den Niederungen des Wohllebens, in der kleinsten oder großen Hütte oder im Palast zu ergehen. Fast denken wir daran, wie viele von uns, wenn sie nach Hause kommen, wieder im Kleinen ein behagliches Leben in Wollust und Wohlleben führen werden. Das ist wiederum die Atmosphäre, in der das Leben des Glaubens erstickt wird. Die hören und gehen hin und unter den Sorgen, dem Reichtum und der Wollust dieses Lebens, die aus dem Wurzelgrund des natürlichen, des biologischen Lebens aufsteigen, erstickt es und bringt keine Frucht. Man könnte darüber noch sehr viel sagen und es wäre sehr interessant, das so auszumalen., dass die Menschen außerordentlich gespannt zuhören. Aber Achtung, Vorsicht, dass wir jetzt nur nicht in der Zuschauerhaltung bleiben, dass wir hinhören und sehen -Ackerfeld, Weg, Felsen, Dornen- und dass wir nun betrachten, bei welchen Menschen ist das eigentlich, etwa auch bei mir? Wenn wir so denken, dann würden wir das tun, was das Volk getan hat. Es hat dieses schöne, aus der Natur genommene Bild aus dem Munde Jesu gehört, es ist vielleicht betroffen worden von der dichterischen Kraft dieses Bildes. Der Mensch hört eine Geschichte aus der menschlichen Erfahrung heraus. Die Bilder aus dem Landleben, aus der Natur wären überhöht. Wir würden sie hören, sie interessant finden, vielleicht darüber nachdenken und sagen, das sind eherne und große Gesetze, nach denen jeder seinen Lebenskreis beschließen muss. Der eine ist eben ein Mensch, der draußen bleibt auf dem Weg, der andere ist der Fels, der dritte der Acker mit den Dornen, da kann man nichts machen. Das wäre wiederum eine falsche Haltung, die wir damit einnehmen würden. Das ist die Haltung des Volkes. Wir würden zwar mit solchen Predigten die Massen an uns fesseln, würden sie aber nicht in das Heiligtum hineinführen, wie wir es tun wollen. Wie müssen wir denn nun hören? Was Ohren hat zu hören............ (Es fehlt eine Seite des Manuskriptes) Die Felsgrundlage unsrer trotzigen und verzagte Herzen wird aufgebrochen, die Dornen werden ausgerissen durch das Wort Gottes und das Wort Gottes will nicht eher ruhen, bis es wirklich bei uns ist, bis der Fels gesprengt ist, bis aus dem Fels Ackererde geworden ist, bis der Acker gepflügt ist, bis uns das Wort Gottes und der Geist Gottes zum guten Land gemacht haben und das Feld bestellt ist. Das können wir selbst nicht schaffen. Wir können es nur so tun, indem wir rufen und flehen: "Schaff in mir Gott ein reines Herz und gib mir einen neuen gewissen Geist!", indem wir zum Wort Gottes flüchten und alles vom Wort Gottes erwarten, indem wir dem Wort Gottes, Jesus Christus, dem Gekreuzigten, alles zu traun und auf ihn schauen. "Die auf ihn schauen werden erquickt." Dann kommt das Wort Gottes bei uns zum Ziel, dann schließt es uns das Geheimnis der Herrschaft Gottes auf. Das können wir gar nicht in Worte fassen, wir können es nicht erfahren, nämlich dann, wenn unser Herz durch das Hammerwort Gottes zur Ackererde umgewandelt worden ist und der Heilige Geist Gottes diese Ackererde befeuchtet, befruchtet und bewässert hat. Dann werden wir stillhalten -nun fällt das Wort- Wenn wir geduldig sind dann werden wir Frucht bringen hundertfältig. Geduld ist euch not. Nur dem Geduldigen schließt sich das Wort Gottes auf. Nur dem Geduldigen wird das Gottselige Geheimnis aufgeschlossen. Gott ist geoffenbart im Fleisch, gerechtfertigt im Geist. Geduld heißt, dass wir druntenbleiben - so heißt es wörtlich- unter den Lasten, die Gott auf uns legt, und wissen, Gott, der die Lasten auf uns legt, ist es, der selbst die Lasten trägt. In dieser Geduld, in diesen Worten, in diesem Mut, es auch im Winkel, in der Abgeschnittenheit dieser Gefangenschaft auszuhalten, es vielleicht zehn, zwanzig Jahre in der Stille auszuhalten und trotzdem Gottes wOrt zuzutrauen, dass Gottes Wort Gottes Wort ist und dass es mich richtig führt, in dieser Geduld, dieser Stille, in diesem Drunterbleiben, da entstehen erst die Früchte des Wortes Gottes. Die wunderbare Frucht des Wortes Gottes ist, dass wir Augen bekommen, zu schauen die Wunder Gottes, das Geheimnis seines Reiches. Die großen Geheimnisse, die sich dem Geduldigen durch das Wort Gottes erschließen, befreien uns von allen kleinen Rätseln und den Geheimnissen unsres Lebens, die uns beschämen. Wir stehen in der Entscheidung. Das Wort Gottes erschließt uns das große Geheimnis Gottes und beseitigt und bringt uns jene Rätsel und kleinen Geheimnisse unsres Lebens weg, die sich in diesen dreierlei Menschenarten abspiegeln. Dreierlei Menschenarten sage ich. Ich dürfte es eigentlich nicht sagen. Wir dürfen die Menschen nicht so einteilen, sondern das Wort Gottes nimmt seinen Weg von außen. Wo es draußen liegt, da dringt es nach innen ein. Weiter, es ist Gottes Wort und hat Gottes eigene Kraft, es dringt weiter, es zersprengt Felsblöcke, es geht weiter, es kann auch die Dornen und Disteln ausreißen, bis schließlich der Acker bereit ist. Das sind keine Gesetze der natur, die hier geschildert werden. Niemand braucht zu verzweifeln. Das Wort Gottes ist bei uns wohl auf dem Plan mit seinem Geist und Gaben und dringt durch -wir werden es erfahren- bis wir zum guten feinen Ackerland des Herzens geworden sind und Frucht bringen in Geduld. Ich möchte meine Predigt nicht damit schließen, dass ich diejenigen, die etwa bald entlassen werden können, aufrufe und ihnen sage, passt auf eure trotzigen und verzagten Herzen mit den Disteln und Dornen auf. Gewiss, das sollt ihr auch; aber das Wichtigste ist: Schaut auf das ewige Wort Gottes, schaut auf Jesus Christus! Freilich, Jesus Christus an sich, nur eben aus der Tradition übernommen, ist ein Rätselwort, ein Wort, über das wir dann hinweggehen. Dieser Jesus Christus muss noch einmal durch seinen Heiligen Geist zu uns sprechen und uns das Gleichniswort seines Lebens - er ist ja Mensch geworden- auslegen, damit wir erkennen, aus ihm spricht das ewige Wort unsres Gottes, das mit uns kämpft, bis es uns erreicht, bis dass unser Herz das feine gute Herz ist, das Früchte trägt in Geduld. Dieser Lehre, dieser zweiten Belehrung sollen wir entgegengehen und die Stimme dieser Belehrung mussten wir hören. Wenn wir bei diesem Wort , bei dem Wort unseres Herr Jesus Christus und der Lehre seines Heiligen Geistes bleiben, dann ist alles gut. Dann mögen wir dürre Tage erleben, wie oft das Wort Gottes draußen bleibt, mögen erleben, wie oft unser Herz noch Fels ist, mögen erleben, wie oft es von Disteln und Dornen überwuchert wird, aber wir dürfen vertrauen: Gottes Wort ist Gottes Wort und bleibt und tut, was es sagt. Was sagt es? 2Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein!" Gottes Wort ist Gottes Wort, und es tut, was es sagt. Es holt uns dann wirklich von unseren bösen Geheimnissen in unserem Leben weg hinein in das große Geheimnis des Reiches Gottes. Es holt uns heim aus dem Herrschaftsbereich unserer selbst und der Menschen in den Herrschaftsbereich des Reiches Gottes. Es holt uns hinein aus der Sphäre der Welt in den Glanz der Herrschaft Gottes Wir werden dann die unbegreiflichen Wege und die unerforschlichen Gerichte lobend und preisend anbeten, denn sie waren ja die Wege, in denen uns durch das Wort Gottes die Wunder und die Geheimnisse seiner Herrschaft gezeigt worden sind. Wir sind dann auf dem Weg, der zu einem guten Ziel führt. Der Apostel Paulus sagt, wie wir in der letzten Lesung hörten: "Jetzt sehen wir durch einen Spiegel in einem dunklen Wort." Seht, der Gekreuzigte ist für sich allein auch ein dunkles Wort. Aber jetzt kommt ja die Lehre, jetzt kommt der Gekreuzigte und redet zu uns und schließt uns das dunkle Wort auf, wie Christus hier das Gleichnis mit seiner Rede aufgeschlossen hat. Durch den Heiligen Geist warten wir jetzt auf die Zeit, von der der Apostel Paulus sagt: "Jetzt sehen wir durch einen Spiegel in einem dunklen Wort, dann aber von Angesicht zu Angesicht." Ich möchte schließen mit jenem Wort des Dichters: "Kein Auge hat je gespürt, kein Ohr hat je gehört, solche Freude. Darum singen wir und preisen wir durch Halleluja für und für!" Wer Ohren hat, der höre! Amen! Gebet: Lasset uns in Frieden den Herrn anrufen. Für den Frieden, der von oben kommt, und das Heil unserer Seele, für den Frieden der ganzen Welt und die Dauer seiner heiligen Kirche, für dieses ihm heute geweihte Haus und für alle, die mit Glauben und der Furcht Gottes in dasselbe eingehen. Lasst uns zum Herrn rufen: "Herr erbarme Dich!" Für die Leitung der Kirche und für all ihren Dienst, für alle getreuen Pfarrer, Lehrer, Älteste, Diakone und dass der Herr durch mancherlei Ämter seine Gemeinde erbauen möge zum Segen unseres Volkes; für alle Obrigkeit, dass Gott durch sie Recht und Frieden auf Erden aufrichte und wir unter ihrem Schutz ein ruhige und stilles Leben führen in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit; für alle Völker auf Erden und insbesondere unser liebes deutsches Volk und Land, dass wir uns wieder zu seinem Worte kehren, von unseren Sünden ablassen und dankbar werden für alle Wohltat, dass wir rüstige Hände bekommen zu neuem Aufbau auf ewigem Grund; für die Jugend unseres Volkes, dass sie in Deiner Zucht aufwachse zu allen guten Werken geschickt; für alle Eltern und Lehrer, die im Werk der Erziehung stehen, lasst uns den Herrn rufen: "Herr erbarme Dich!" Für alle Seefahrenden und Reisenden, alle Heimkehrer und Flüchtlinge, für alle Not auf Erden, die Kranken, Verwundeten, die Krüppel und für alle Sterbenden; für unsre Lieben in der Nähe und Ferne, Eltern, Geschwister, Frauen, Kinder, Freunde und Verwandte; für die Kameraden, die von uns geschieden sind, dass sie bei dem Worte Gottes bleiben und Frucht bringen in Geduld; für alle Not der Zerstreuung und Zertrennung, dass Gott uns wieder in Gnaden zusammenführe; für alle Verzweifelten, Hoffnungslosen, dass ihre Finsternis Licht werde vor Dir; für alle Kameraden in diesem Lager, in Sonderheit für die, die da noch ferne stehen; für unsre Gefangenschaft und alle Gefangenschaft auf Erden, dass Gott all unser Gefängnis wenden möge nach seinem heiligen Willen und dass er uns hier schon befreien möge zur herrlichen Freiheit seiner Kinder. Lasst uns rufen zum Herrn: "Herr erbarme Dich!" Nimm Dich unser gnädig an, rette und erhalte uns, denn Dir allein gebührt der Ruhm und die Ehre und die Anbetung, dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen Lied: Ein feste Burg ist unser Gott. Quellen:
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