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Internierungslager: Zeitzeugen


Wilhelm Rott

Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung von © Bettina Rott.

Auferstehungsglauben

Vortrag von Pfarrer Rott am 24.8.1945 im Internierungslager Moosburg

Wir haben heute ein schwieriges Thema zu behandeln: Auferstehungsglauben und gemeint ist eine Auslegung dessen, was im apostolischen Glaubensbekenntnis steht, im zweiten Artikel dritten Tage auferstanden von den Toten“ und am Schluss des 3. Artikels: „Vergebung der Sünden, Auferstehung des Leibes und ein ewiges Leben“. Es ist ungeheuer wichtig, dass wir die Zeit hier benutzen, um dieses, wie wir alle wissen, zentrale, aber besonders anstößige Dogma der Kirche einmal zu betrachten. Wir wollen dabei den alten Weg gehen, dass wir uns zunächst Klarheit darüber verschaffen, was die Kirche glaubt, dass wir versuchen, das Glaubensbekenntnis, die Bibel selbst unter diesem Komplex verstehen.

Das zweite ist dann die Frage, wie wir selbst heute als moderne Menschen dazu stehen. Ich habe schon öfters gesagt, dass die ganzen neuen Auseinandersetzungen mit dem sog. toten Dogma der Kirche darum so unerfreulich sind, weil sie so niveaulos geführt werden von Leuten, die sich gar nicht der Aufgabe unterzogen haben, den Tatbestand zu erkennen. Ihr werdet selber merken, dass der biblische Tatbestand vielleicht doch etwas anders ist als es solch niveaulose Leute von heute in Erinnerung haben und sicherlich ganz anders, als die widerreligiöse Schundliteratur eines von Ludendorff und ähnlicher Kreti und Pleti gesagt hat. Da wir Deutschen uns daran gewöhnt haben als Volk der Dichter und Denker uns in geistigen Auseinandersetzungen nicht an die Quellen zu wenden , sondern uns aus zweiter und dritter Hand erzählen zu lassen, wird es notwendig sein, dass ich zunächst für die gute alte deutsche Wissenschaftlichkeit auch in der Behandlung der folgenden Fragen eine Lanze breche. Und so möchte ich erst ganz nüchtern –entschuldigt, wenn auch das etwas trocken daherkommt- den Tatbestand quellenmäßig besprechen. Dazu schlagen wir das Neue Testament auf; denn was anderes sollten wir aufschlagen? Das NT ist life watch gesprochen, die Quelle für alle Aussagen über die Auferstehung. Auch da muss ich zu ungeheuer merkwürdigen Grundlagen zurückgreifen und ganz Wurzelwort zu dem Wort und Unwort dieser Quelle sagen. Selbst bis in die Kreise der Gebildeten hinein, die sich mit diesen Fragen seit einigen Jahrzehnten nicht mehr auseinandersetzen, die kaum philologische Schulung mehr haben, ist man sich nicht darüber im Klaren, welches Wort das NT nun als literarische Quelle hat. Man ist so sehr daran gewöhnt, wenn man an die Bibel denkt, an irgendein obskures Buch zu denken. Assoziationen wie: Komplexe oder Fälschung stellen sich von selbst ein. Wir unterliegen alle einer gewissen griffigen Hetze und demgegenüber muss man doch einmal ein paar Grundtatsachen wissenschaftlicher Erkenntnis sagen und herausstellen, dass das NT das beste antike literarische Denkmal ist, was die literarische Überlieferung verlangt. Überlegen wir einen Augenblick, der Brief, den wir gleich aufschlagen werden , der 1.Korintherbrief, ist in den 50er Jahren, also knapp 20 Jahre nach dem Tod Jesu geschrieben worden; das ist einwandfrei festzustellen. Das nächste Buch des NT, das Johannesevangelium , ist noch vor dem Jahre 100 in der vorliegenden Form geschrieben worden, also etwa 60 Jahre nach dem Tode Jesu , nach den Ereignissen, die es berichtet. Der Philologe unter uns wird wissen, dass eine Dauer von 20 bis 60 Jahren zwischen den Ereignissen und ihrer Niederschrift einzigartig kurz und knapp ist. Damit haben wir uns also eine sehr gute Beurteilung der literarischen Quellen als solcher verschafft.

Weiter muss man fragen, wie steht es mit der Überlieferung der Handschriften? Wir wissen, das NT ist kein Buch, sondern im Grunde eine Bibliothek von Büchern, Einzelschriften. Diese sind alle nacheinander entstanden und die neutestamentliche Grundlagenforschung bemüht sich, so gut wir können, Entstehungsdaten festzustellen. Aber nun zur Handschriftenüberlieferung. In welches Jahr hinein spricht die älteste uns erhaltene Handschrift des NT oder eines Teiles desselben? Auch da liegen die Verhältnisse ganz einzigartig.

Nicht nur dass uns das NT in einer Unzahl Handschriften überliefert ist, sondern diese Handschriften sind außerordentlich alt. Z.B. stammt eine Handschrift des Johannesevangeliums, die erst im vorigen Jahrhundert in Ägypten entdeckt worden ist, aus dem Jahre 140, also etwa 40 Jahre nach Abfassung des Buches Etwas ähnliches gibt es in der ganzen älteren Weltliteratur nicht. Vergleichen wir etwa die älteste Handschrift Homers, sie stammt aus dem Jahre 1000 nach Christus, zwischen Abfassung und Handschrift liegt also eine Spanne von 2000 Jahren , beim Johannesevangelium von 40 Jahren! Ich habe heute dieses Thema nicht zu behandeln, musste aber kurz darauf eingehen, um von vorneherein eine etwas klarere Atmosphäre zwischen uns zu schaffen, warum ich mich jetzt den neutestamentlichen Texten zuwende. Es wäre wirklich sehr gut, wenn es in Zukunft auch wieder zur Bildung des deutschen Volkes gehören würde, dass man über diese Grundtatsachen der christlichen Überlieferung rein wissenschaftlich Bescheid wüsste.. Dann wäre es nicht möglich gewesen, dass religiöse Schundliteratur wie die von Rosenberg, Matfilin(?), Ludendorff, Hiopf(?) überhaupt in Deutschland gelesen worden wären. Man steht hier wirklich vor einem Rätsel und muss voll Scham über diese Barbarei sein Haupt verhüllen, die nicht erst seit 10 Jahren, sondern schon seit längerer Zeit besteht und die mit dem Zerfall unserer geistigen Bildung begonnen hat. Naturwissenschaftlich sind wir nicht vorangekommen, dafür haben wir die humanistischen, literarischen, historischen Bildungsgrundlagen völlig verlassen. Das hat verhängnisvolle Folgen für unser ganzes Volk Ich wende mich jetzt dem NT zu. Wir wissen, dass im NT an verschiedenen Stellen das, was wir Ostern nennen, beschrieben worden ist, das älteste literarische Dokument, das die Ostergeschichte wiedergibt, finden wir im 1.Korintherbrief, also nicht in den Evangelien. Der 1. Korintherbrief ist früher geschrieben worden als das älteste Evangelium, wahrscheinlich das Markusevangelium. Wir wollen deshalb auf der historischen Reihenfolge nachgehen. Also in den 50er Jahren, 20 Jahre nach dem Tode Christi, schreibt der Apostel Paulus an die Korinther, einige Jahre, nach dem er dort erstmals gewesen ist –1.Kor.15 Vers 3-8 Denn als Erstes habe ich euch weitergegeben, was ich auch empfangen habe: Dass Christus gestorben ist für unsre Sünden nach der Schrift; und dass er begraben worden ist; und dass er auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift; und dass er gesehen worden ist von Kephas, danach von den Zwölfen. Danach ist er gesehen worden von mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten noch heute leben, einige aber sind entschlafen. Danach ist er gesehen worden von Jakobus, danach von allen Aposteln. Zuletzt von allen ist er auch von mir als einer unzeitigen Geburt gesehen worden.

Wir wissen, es handelt sich bei dem letzteren um das Damaskuserlebnis des Paulus, das im NT als letzte Ostererscheinung gekennzeichnet ist. Was der Apostel Paulus den Korinthern ins Gedächtnis zurückruft, ist etwas, was er ihnen einige Jahre vorher auch in dieser Prägnanz katechismusmäßig möchte man sagen, verkündigt hat. Das hat er nicht von sich, er sagt, auch mir ist dieser Katechismus übergeben worden. Hier ist ein Stück alter Tradition, aufbewahrt im Archiv, -so würden wir heute sagen, der Altgemeinde zu Jerusalem, prägnant, wörtlich zusammengefasst, denn man kann sich denken, bei der Wichtigkeit dieses Tatbestandes kam es auf sachgemäße Klarstellung und Aufbewahrung an. Also dieses Stück, der Bericht über 6 Erscheinungen des Auferstandenen hat Paulus einfach weitergegeben, ohne eigene Zutaten. In diesem ältesten Dokument ist von nichts anderem die Rede als von diesen nacheinander kurz aufgezählten Ostererscheinungen, nicht etwa von dem leeren Grab.

Und nun wenden wir uns dem ältesten Evangelium zu, dem Markusevangelium. Dort finden wir im letzten Kapitel ganz kurz die Osterbotschaft. Man kann sagen, es beginnt bei Markus 15, Vers 47: Maria Magdalena und Maria, des Josef Mutter schauten zu, wie er hingelegt ward. Sie sind also bei der Bestattung in dem Höhlengrab des Josef von Arimathia dabei. Dann heißt es im 16. Kapitel –es sind nur 8 Verse:

Und da der Sabbat vorbei war [also am Sonntag, dem ersten Tag der Woche], kauften Maria von Magdala und Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um hinzugehen und ihn zu salben. Und sie kamen zum Grab am ersten Tag der Woche, sehr früh, als die Sonne aufging. Und sie sprachen untereinander: Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür? Und sie sahen hin und wurden gewahr, dass der Stein weggewälzt war; denn er war sehr groß. Und sie gingen hinein in das Grab und sahen einen Jüngling zur rechten Hand sitzen, der hatte ein langes weißes Gewand an, und sie entsetzten sich. Er aber sprach zu ihnen: Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Siehe da die Stätte, wo sie ihn hinlegten. Geht aber hin und sagt seinen Jüngern und Petrus, dass er vor euch hingehen wird nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat. Und sie gingen hinaus und flohen von dem Grab; denn Zittern und Entsetzen hatte sie ergriffen. Und sie sagten niemandem etwas; denn sie fürchteten sich.

Ich wiederhole ganz kurz. Wir haben hier die Grundelemente der alten Osterberichte, die sich nun auch in den anderen Evangelien wiederholen. Drei Frauen – in anderen Evangelien sind es zwei Frauen- gehen am ersten Tag der Woche zum Grabe hin um die Pflichten der Pietät nach orientalischer Sitte zu erfüllen. Sie sehen, dass der Stein mit dem der Grabeingang verdeckt war, abgewälzt ist, nur gewaltsam abgewälzt sein kann, denn er ist sehr groß. Sie schauen hinein und sehen eine Lichtgestalt, einen Boten der Überwelt Gottes, der ihnen die Aufklärung gibt. Jesus von Nazareth ist nicht hier, er ist auferstanden; da ist die Stätte, wo sie ihn hingelegt haben, sie ist leer. Sie hören die Engelsbotschaft: Geht hin und sagt es seine Jüngern und Petrus; er wird vor euch hingehen, wie ich es gesagt habe, nach Galiläa. Das ist also der Hinweis auf die spätere Erscheinung in Galiläa. Ergebnis: die Frauen weichen voll Entsetzen von der Stelle. Da ist keinerlei Osterglauben, und trotz der Osterbotschaft erfahren wir, sie sagen es den Jüngern nicht. Das ist die Darstellung des ältesten Evangeliums.

Und nun wenden wir uns dem Matthäusevangelium zu und sehen, wie das Matth.Ev., später abgefasst als das Markusevangelium, eine schon angereicherte Geschichte über die Ostererscheinungen hat, also auch aus einer breiteren Tradition der Urgemeinde hier schöpft. Auch wiederum die Frauen am Sabbat, am ersten Tag der Woche, zwei Frauen. Sie gehen zum Grab, und während sie hingehen, bevor die Sonne aufgeht, ein Erdbeben Bei Matthäus wird nun das, was Markus im Geheimnis Gottes lässt, ich möchte sagen, erzählerisch entfaltet. Es wird hier gesagt, es war ein Erdbeben, ein Engel kam , wälzte den Stein von der Tür und setzte sich darauf. Dazu noch die Geschichten von den Hütern: die Kriegsknechte, die das Grab bewachen sollten fahren entsetzt zurück, sie wurden, als wären sie tot. Das ist das, was bei Matthäus über den Markusbericht hinausgeht, wir möchten sagen die Ausschmückung, der Versuch das Geheimnis der Osternacht mit ein paar erklärenden Worten auszuführen. Dann die Engelsbotschaft ganz ähnlich wie bei Markus: „Fürchtet euch nicht!“ Der Engelsbefehl: „Geht zu meinen Jüngern nach Galiläa, da werdet ihr ihn sehen“ Dann laufen die Frauen zurück aus dem Grab , wie es so schön heißt „mit Furcht und großer Freude“ und verkündeten es den Jüngern. Und als sie es den Jüngern verkündet haben, haben auch die Frauen schon die nächste Ostererscheinung. Dafür tritt zu ihnen der Auferstandene: „Seid gegrüßt!“. Sie fallen vor ihm nieder und der Auferstandene wiederholt den Befehl der Engel: „Verkündet es meinen Brüdern, dass sie nach Galiläa gehen.“

Dann ist bei Matthäus nur noch von einer Erscheinung des Auferstandenen in Galiläa vor den Jüngern berichtet, wo der Auferstandene den Jüngern den Taufbefehl und den Befehl der Mission , der Sendung in die Welt gibt. Das ist also bei Matthäus ähnlich wie bei Markus, nur etwas verbreitert, dann die Erscheinung vor den Frauen und vor den zwölfen mit einem neuen Befehl des Auferstandenen, der Sendung an die Welt.

Schauen wir kurz auf Lukas! Es ist das 24. Kapitel Auch wieder die Frauen am Grabe. Sie finden den Stein abgewälzt. Hier ist von dem Erdbeben und den Hütern nicht die Rede. Sie sahen zwei Engel, sagt Lukas; auch wieder die Aufklärung über den Tatbestand durch einen Engel und dann der Befehl, es den Elfen zu verkündigen. Die Frauen sagen es dann den Jüngern und hier heißt es so schön, die Jünger meinen, das sei nur Märchen, nur Legende. Dann erfahren wir noch von Petrus, der trotz dieser Zweifel zum Grab läuft. Wir sehen also, dass das leere Grab als solches keinen Osterglauben wirkt, sondern eher Achselzucken oder Neugier. Weiter bringt Lukas die Emmausgeschichte. Wir wissen, zwei Jünger befinden sich auf dem Weg nach Emmaus. Jesus tritt zu ihnen, sie erkennen in nicht, bis er ihnen die Augen öffnet anhand der Schrift und sie ihn an der Art und Weise erkennen, wie er das Brot bricht. Das ist sehr interessant für unsere spätere Betrachtung über die Art und Weise der Erscheinungen. Die zwei Jünger kommen zurück zu den anderen Jüngern und erfahren auch ihnen ist der Herr erschienen. „Der Herr ist auferstanden und dem Simon Petrus erschienen“, also die Erscheinung, von der auch Paulus geredet hat. Lukas berichtet dann noch von einer Erscheinung im Zusammenhang mit dem Sendungsgruß: „Friede sei mit euch!“ Jesus geht durch die verschlossenen Türen bezeichnenderweise. Thomas ist nicht dabei. Der ungläubige Thomas will es nicht glauben und bekommt noch eine besondere Ostererscheinung mit dem Wort, mit dem alles schließt: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“ Der Auferstandene weist also Thomas schon auf unsere Situation hin, auf die Situation der Nachfahren, die nicht sehen werden wie die erwählten Jünger, die nicht sehen, sondern die angewiesen sind auf das Glauben aufgrund der Tatsachen, dass ihn die ersten Zeugen wirklich gesehen haben. Interessant ist bei dieser Geschichte noch, dass der Auferstandene Thomas gebietet, seinen Finger in die Nägelmale hineinzulegen, er gibt ihm also eine Hilfe, um seine Zweifel zu überwinden.

Voll ausgeführt ist das alles bei dem späteren Evangelisten, bei Johannes, im 20. und 21. Kapitel. Ganz kurz: Wieder die Frauen am Grabe, dann die Erscheinung von Maria Magdalena; sie glaubt, es sei der Gärtner. Es kommt zu dieser persönlichen Begegnung: „Maria!“ - „Rabbuni!“ „Ich bin noch nicht aufgefahren!“

Dann wie bei Lukas die Erscheinung vor den Elfen “Friede sei mit Euch!” verbunden mit dem neuen Sendungsbefehl: „Welchen ihr die Sünden erlasset, dem sind sie erlassen!“ . Dann auch hier die Geschichte mit Thomas: „Mein Herr und mein Gott!“ Weiter im 21. Kapitel die Erscheinung in Galiläa, nun der wunderbare Fischzug. Der Auferstandene isst nach dem Fischzug mit seinen Jüngern.

Und dann noch die besondere Aussprache zwischen dem Auferstandenen und Petrus: „Hast du mich lieb?“ „Weide meine Schafe, weide meine Lämmer!“

Das ist kurz gesagt der neutestamentliche Tatbestand. Und nun haben wir uns circumstans nach der Kenntnisnahme der neutestamentlichen Texte, des Befundes, zu fragen und festzuhalten, dass die uns überlieferten Ostergeschichten zwei wichtige Elemente enthalten:

1. Die Erscheinungen des Auferstandenen,
2. das leere Grab.

Ich wende mich erst mal der kritischen Betrachtung der Ostererscheinungen zu. Wir stellen also fest, was die Erscheinungen sind und was sie nicht sind, wiederum mit den Texten des NT. Sind diese Ostererscheinungen etwa das, was man Visionen nennt? Das NT kennt solche Visionen. Sie werden uns an unterschiedlichen Stellen berichtet. So redet z.B. der Apostel Paulus im 2. Korintherbrief Kap. 12 von den Offenbarungen und Gesichten, die er hat, den Ophthalmisiai und Apokalypsai, den griechischen Ausdrücken für das, was wir heute Visionen nennen. Wir erinnern uns aus der Apostelgeschichte an jene Vision, jenes Traumgesichts: Ein Mann winkt: „Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns!“ Solche Visionen sind im NT in der Urgemeinde häufig geschehen, wir wissen, dass es solche Visionen auch heute noch gibt, ich erinnere an das zweite Gesicht. Visionen sind Urgesichte, Urgestalten aus der Psyche, dem Seelenerleben des Menschen erwachsende Vorstellungen.

Sie sind also nichts Besonderes, freilich nichts Normales oder Natürliches, sondern stellen eine Art Erhöhung des natürlichen Seeleerlebens dar. Im NT erfahren wir etwas von Entrückungen im Heiligen Geist. Der Heilige Geist, der nach der Lehre des NT jedem Christen gegeben ist und in ihm den Glauben wirkt, kann auch darüber hinaus eine besondere Entrückung in einem entzückten Zustand bewirken, wie der Apostel Paulus sagt: Ich war im Geist. Auch der Seher der Apokalypse, der Offenbarung, Johannes, schaut im Geist auf Patmos jene Überwelt, die uns natürlicherweise verschlossen ist Ich möchte sagen, es handelt sich bei diesen Entrückungen im Geist darum, dass durch den Heiligen Geist nicht nur normalerweise das Wort Gottes uns hörbar gemacht wird, sondern dass das Wort Gottes uns auch in Gestalt eines Bildes, eines Gemäldes erscheint, sei es, dass es Christus selbst ist oder irgendein anderer, wie der Mann, der da winkt. Das Wort wird also aufgemalt in unserem Sehen durch ein Bild, das vor unserer erhöhten Psyche liegt.

Ich fasse kurz zusammen: Visionen sind seelische Angelegenheiten, Auswirkungen meiner natürlichen Psyche. Die wurden natürlich auch im NT auf die Wirkung des Heil. Geistes, auf die Wirkung des erhöhten Herrn Jesus Christus zurückgeführt. Sie zählten zu den besonderen Gnadengaben und sind es auch heute noch. Davon aber unterscheidet das NT scharf die sog. Ostererscheinungen, die Erscheinungen des Auferstandenen. Der Apostel Paulus tut das selber auch. Er redet zwar von seinen Gesichten und Offenbarungen, von seinen Entzückungen und Entrückungen, wenn er z.B. sagt: Ich war entzückt ins Paradies hinein, wo ich unaussprechliche Worte hörte. Aber er redet ganz anders von einer Erscheinung , die er gehabt hat, nämlich vor Damaskus, wo er sagt, „hier erschien mir“ – wir erinnern uns an 1.Kor.Kap.15- „als einer unzeitigen Geburt zum letzten Mal der Auferstandene“, wie er zuvor dem Petrus und allen anderen Jüngern erschienen ist, mir zuletzt, einmal, dann nicht wieder. Das war die letzte Erscheinung dieser Art. Wir stellen also nochmals fest, das NT unterscheidet zwischen Visionen, die alle haben können, die viele haben und die man zu allen Zeiten hatte, und diesen bestimmten, zeitlich, räumlich, personell begrenzten Ostererscheinungen. Er versteht diese Ostererscheinungen nicht als Visionen, nicht als psychische Vorstellung, als Produkt einer Entrückung oder Entzückung, als Erhöhung des Seelenlebens. Das wird auch schon daraus klar, weil ja für die Ostererscheinungen absolut keine seelischen Vorbedingungen da waren, sondern die Ostererscheinungen platzten gleichsam hinein in den seelischen Zustand der Jünger. Wie war denn ihre Lage? Jesus war gestorben, es waren überhaupt keine Dispositionen da, es war ja die völlige Katastrophe. Da ist es schon psychisch zu erklären, wie es zu einem solchen Seelenzustand der Jünger gekommen ist; denn es war ja für sie alles verloren, nicht nur objektiv, sondern auch subjektiv, sie waren ausgestoßen, sie hatten sich ja an der Ausstoßung beteiligt. Es war das totale Gericht über sie ergangen.

Die Ostererscheinungen sind also Erscheinungen besonderer Art, sui generis, und wir müssen versuchen mit stammelnden Worten wiederum nach dem NT zu fragen, was die Besonderheit dieser begrenzten Auferstehungserscheinungen ist. Danach können wir sagen, dass diese Erscheinungen objektiven, wirklichen Charakter haben, dass sie etwas waren, was von außen objektiv auf die Jünger zukam. Ihnen eignet also noch den Berichten eine Realität und eine Objektivität zu. Nur bedenken wir: Wir danken es Thomas, der tatsächlich den Auferstandenen betastet und seine Nägelmale fühlt. Andererseits müssen wir sagen, es war keine Realität und Objektivität wie die Objektivität in dieser Welt, etwa dieses Tisches oder die Erscheinungen Jesu vor seinem Tod, also eine andere Objektivität Wir können hier nun wiederum nur Worte gebrauchen, die den Tatbestand genau und ernst begreifen nicht aber auf ihn hindeuten können. Ich sagte zuerst objektive Realität, ich muss mich aber gleich verbessern, in dem ich sage, geheimnisvolle Überweltlichkeit, eine Objektivität besonderer Art, eine Objektivität im göttlichen Geheimnis. Ich weiß, das sind nur stammelnde Wort. Ihr werdet vielleicht den Kopf schütteln und sagen: Wo Begriffe fallen, da stellt zur rechten Zeit ein Wort sich ein. Aber wir sind nun mal im Wort gebunden und ihr müsst zunächst dem Marsch des Theologen folgen, den neutestamentlichen Tatbestand wenigstens mit stammelnden Worten zu umreißen. Ich wiederhole also, reale Objektivität und geheimnisvolle Überweltlichkeit eignet nach dem Selbstzeugnis dieser Jünger der Ostererscheinung an. Der Theologe redet gern davon, in dem er auch wieder ein Wort einfügt, die Ostererscheinung war der Eindruck, der Eschaton, der ewigen Welt und zwar nicht nur objektiv eschatologisch, sondern auch subjektiv eschatologisch. Sie sind nicht mit dem natürlichen Auge gesehen, sondern mit verklärten Augen, die sozusagen schon in die Ewigkeit erhoben waren, also objektiv und subjektiv, das ist der Befund des NT. Wir werden nachher sagen, wie wir uns dazu stellen müssen. Ich stelle jetzt nur eben den Befund fest und komme nun zum zweiten, nachdem ich mich bemüht habe, die Besonderheit der Ostererscheinung im Gegensatz zu den Visionen klar zu stellen.

Dieses andere Element der Ostergeschichte ist das leere Grab. Das leere Grab ist in unseren Texten einwandfrei bezeugt. Freilich muss ich gleich sagen, man darf diese Bezeugung des leeren Grabes in seinem inneren Wert unter den Ostererscheinungen nicht überschätzen, darum heißt es ja: erstens Ostererscheinung und zweitens leeres Grab. Tatsächlich wird es wohl so gewesen sein, dass vielleicht doch zunächst die Erscheinungen des Auferstandenen gewesen sind, die aber durch das leere Grab ihre Bestätigung erhalten haben. Wir können uns auch gar nicht denken, dass das Grab nicht leer gewesen ist. Denn stellen wir uns einmal vor, die Jünger, diese kleine zusammengeschlagene Schar, treten in Jerusalem, diesem feindlichen Pflaster, auf mit der unerhörten Botschaft: Er ist auferstanden! Man weiß, wo die Leiche des Herrn hingelegt worden ist. Diese Botschaft hätte man überhaupt nicht aussprechen können, man hätte sie nicht halten können vor der Kneifzange des Gedächtnisses ohne Paulus, der damals noch zu den Verfolgern gehörte, warum nicht auch mit dem Grab etwas geschehen wäre, auf das sich die Jesusanhänger keinen Reim machen konnten. Es musste also etwas gescheitert sein, sonst hätte man mechanisch diese Botschaft unterbringen können. Aber andernfalls müssen wir sagen, man darf die Bezeugung des leeren Grabes innerlich nicht überfordern. Das leere Grab ist ja eine zweideutige Sache. Es ist nicht Reimarus gewesen, der zuerst wieder die Geschichte aufgebracht hat, dass der Leichnam des Herrn von seinen Jüngern gestohlen worden sei. Das haben ja auch die Juden behauptet, das ist auch die Erklärung von Fritz Müller-Pankow. Das hat in Jerusalem aber anscheinend nicht durchgeschlagen. Auch der kritischte Mann musste sagen, mit dem Grab ist anscheinend etwas passiert. Aber selbst wenn bewiesen werden könnte, dass das Grab nicht leer gewesen sei, dass der Leichnam gestohlen worden sei, könnte das den christlichen Glauben eigentlich nicht erschüttern. Ich will das kurz beweisen.

Ihr werdet erstaunt sein, denn es wird eine Kritik an dem regulären christlichen Auferstehungsglauben. Ich sage ja auch, ich glaube an das leere Grab. Es ist hiefür bezeugt, ich mache jetzt nur mal einen Ausflug:

Es wäre denkbar, dass alle modernen Auferstehungsberichte dem Geist des Paulus (1.Kor.15) gefolgt sind, der nichts vom leeren Grab enthält. Und trotzdem hätten wir heute den Auferstehungsglauben. Ich gehe da wieder zurück zu 1.Kor. 15 und komme darauf zu sprechen, was der Apostel Paulus über unsere Auferstehung vom Tode sagt. Er sagt: wir legen unseren natürlichen Leib ins Grab hinein, wie man ein Samenkorn in die Erde hinein legt, und wie nicht das Samenkorn sichtbar wird, sondern die Pflanze, die Blume aus der Erde sichtbar wird, so ist ein fundamentaler Unterschied zwischen diesem Leib, den wir der Erde übergeben, dem natürlichen Leib , zwischen dieser Aussaat in Schwachheit und Unehre und dem, was dann an seiner Stelle auftritt. Das führt er an der angegeben Stelle aus und ich bitte euch, sie einmal möglichst nachzulesen. Es sind verschwindende Körper, dieser alte Körper verwest völlig, es bleibt gar nichts davon übrig. Aber Gott wird zwar nicht unseren verworfenen Leib auferwecken, sondern er wird mich, den Toten, auferwecken und mich in einem neuen, himmlischen, geistigen Herrlichkeitsleib erschaffen. Zwischen dem Leib jetzt hier und dem zukünftigen Ewigkeitsleib besteht also überhaupt keine materielle Identität; Ähnlichkeit hätte ich wohl sagen können, denn beides ist ein Leib. Es ist also nicht dieselbe Materie. Der Apostel Paulus sagt ganz klar im 50. Vers: „Fleisch und Blut werden das Reich Gottes nicht erwerben.“ Das ist sozusagen der Schlüssel für jedes Auferstehungsverständnis. Fleisch und Blut, also der Mensch, wie er ist, wird das Reich Gottes nicht erwerben. Er besitzt also keine materielle Identität, aber auch keine organische Kontinuität. Auch keine Analogie zu dem Samenkorn und der Pflanze, dass man sagt, das ist das Samenkorn und aus dessen Aufbaukräften wächst der neue Herrlichkeitsleib hervor; das ist nur ein Bild, das Paulus gebraucht hat. Dazwischen steht vielmehr radikale Vernichtung. Der Tod ist radikale Vernichtung des ganzen Menschen. Aber Gott schafft nun über dem Nichts des Todes durch sein Schöpfungswort etwas ganz Neues. Ich kann also sagen, ich werde auferweckt, ich, der Tote, bekomme den neuen Leib von Gott, den Herrlichkeitsleib, den wir uns gar nicht vorstellen können, aber man kann eigentlich genau genommen mit dem NT noch nicht sagen, mein Fleisch wird auferweckt. Das Fleisch vergeht, es wird nicht auferstehen, sondern ich werde auferweckt und hernach dort einen neuen Herrlichkeitsleib, oder wie man auch immer will, bekommen.

Was heißt das nun angewandt auf das leere Grab? Man könnte sich wirklich denken, dass der Leichnam Jesu auch zerfallen sei und dass trotzdem Gott einen Herrlichkeitsleib erschaffen habe, in dem der Auferstandene auferstanden ist. Ich sage nicht, dass es tatsächlich so ist. Tatsächlich ist das leere Grab bezeugt und wir haben nachzudenken, was es bedeutet: dass eben Jesus anders auferstanden ist, als wir auferstehen werden. Ich würde sagen, das hat die Bedeutung eines roten Signals. Wir sollen durch das leere Grab vor den Kopf gestoßen werden, damit wir nun die Auferstehungserscheinung auch richtig verstehen, dass wir sie nicht so verstehen, wie die Jünger selbst zuerst, ist im Geist“, also als irgendeine okkultistische Manifestation, sondern dass wir wirklich glauben sollen, das ist eine Realität, wenn auch eine Wirklichkeit besonderer Art; wirklich, wie nun dieser alte Leib nicht mehr da ist, ist dafür ein anderer da. Das leere Grab ist also ein Hinweis auf die Realität, die Wirklichkeit, der Auferstehungserscheinungen. Zweitens ist es der Hinweis auf die Leiblichkeit des Auferstandenen und darum auch auf die Leiblichkeit unserer Auferstehung. Das konnte man nicht unmittelbar an dem Leib des Auferstandenen feststellen, dazu reichten die Kategorien unseres Denkens, unserer Auffassung nicht aus, sondern wir haben sozusagen den Hinweis, so gewiss dieser alte Leib weg ist, wird er ersetzt, nicht durch den Geist, sondern durch den neuen Leib. Also Hinweis auf Wirklichkeit und Leiblichkeit der Auferstehungserscheinung, das ist der innere Sinn des Zeugnisses vom leeren Grab. Wir müssen für diesen Hinweis sehr dankbar sein, denn jetzt wissen wir, dass unsere Hoffnung, die christliche Hoffnung, nichts mit der griechisch-platonischen Hoffnung von der Unsterblichkeit der Seele zu tun hat. Ich möchte nochmals betonen, wir Christen glauben nicht im Sinne Platos an die Unsterblichkeit der Seele, sondern wir glauben an die Auferstehung. Das ist etwas ganz anderes als der Glaube an die Unsterblichkeit der Seele, den heute fast alle Christen noch haben, das hören wir am Grabe so oft, deshalb sage ich das ganz radikal. Diese hat nämlich die Voraussetzung, das nicht der ganze Mensch stirbt, sondern dass im Menschen etwas Göttliches ist, was bleibt. Das sagt das NT nicht. Der ganze Mensch wird zerfallen, da bleibt gar nichts übrig und die Hoffnung besteht allein in Gott. Haben wir Gott geliebt vor dieser Welt –das heißt ja vor Gott leben- dann ist dieses Leben, das wir von Gott haben, nicht vom Tode flankiert und dann wird er auch einmal für die Seelen den neuen Leib schaffen.

Es geht also um die radikale Vernichtung des ganzen Menschen -Leib, Seele, Geist- und radikale Neuschöpfung. Das unterscheidet die biblische Auferstehungsbotschaft von allen Philosophien, allen Religionen, die auch ein Weiterleben kennen. Was das NT sagt, meint etwas ganz anderes und darum hat ein Württemberger Theologe recht, wenn er sagt, es ist wunderbar, wenn wir Auferstehung und ein neues Leben bezeugt haben. Denn wir dürfen nicht mit machen, was die Azteken machen, was aus dem Zerfall des griechischen Denkens z.T. in die christliche Tradition hineingelangte, nämlich die Nichtachtung des Leibes. Der Leib hat eine Hoffnung. Unser einstiges Leben ist nicht ein Fortleben liebloser Geister, sondern es ist eine neue Leiblichkeit. Deshalb sagt Oetinger: „Leiblichkeit ist das Ende aller Wege Gottes.“ Und daher kann allein von der biblischen Botschaft her die Achtung vor dem Leib, vor diesem Leib, erhalten bleiben. Dieser Leib steht im Glanz der Auferstehungshoffnung. Wir werden auch in der Ewigkeit in unvorstellbarer Weise einen Leib haben, aber einen himmlischen Leib, das heißt, wir werden ein Organ haben, durch das unsere Seele, unser Geist spricht und sich mit dem Grundmenschlichen in Verbindung setzt. Es ist etwas Wunderbares, dass wir einen Leib haben und nicht etwas, dessen wir uns zu schämen hätten. Aber unsere Leiblichkeit heute muss von Gott neu geschaffen werden zu dieser neuen Leiblichkeit. Leiblichkeit ist das Ende aller Wege Gottes , das ist der letzte Sinn des Signals: leeres Grab.

Wie haben wir uns dann nun etwa das Leerwerden des Grabs vorzustellen?

Ja, das kann ich mir auch nicht vorstellen, das kann sich wohl keiner vorstellen. Wir können aus dem NT nur eine Andeutung entnehmen. Der Apostel Paulus ist es wieder, der im 15. Kapitel des 1.Korintherbriefes sagt, unsere Leiber, die zerstört sind, zerfallen völlig und werden von Gott wieder zu neuer Existenz gerufen. Was geschieht aber mit denen, die bei der Wiederkunft Christi noch leben? Er sagt, die werden verwandelt werden. Vielleicht kann man sich jenes Leerwerden des Grabes Christi in ähnlicher Weise wie jene Verwandlung vorstellen, von der der Apostel sagt, diese Verweslichen werden anziehen die Unverweslichkeit. Ich bin mir aber klar und der Apostel war sich auch klar darüber, dass er hier nur stammelnde Worte gebraucht hat gemäß dem, was er später im 2 .Kapitel sagt: wir leben jetzt noch im Kindesalter und haben kindliche Ansätze, wenn wir aber ins Mannesalter, d.h. die Ewigkeit eintreten, dann fallen alle kindischen Worte ab und wir werden staunen und erkennen, gleichwie wir erkannt sind. Jetzt kann ich von diesen Dingen der Ewigkeit nur dem NT nachsprechen und in solch stammelnden Worten reden und nur so eine Erklärung geben, in welcher Richtung wir uns in etwa das Leerwerden des Grabes vorzustellen haben. Wenn aber einer kommen sollte mit dem Einwand, es war ein Erdbeben, vielleicht ist der Leichnam in eine Felsspalte hineingerutscht, so muss ich sagen, ich weiß es nicht. Das sagt aber für meinen Osterglauben gar nichts. Ich glaube, das wird allen klar geworden sein, die verstanden haben, was ich bisher gesagt habe.

Nun einen Schritt weiter. Was ist denn nun nach dem NT der innere Sinn der Ostererscheinungen? Mußte es denn zu Ostern kommen? Hat dieses Dogma denn einen inneren Sinn? Viele Unterhaltungen mit Kameraden haben mir immer wieder die Tatsache gezeigt, dass sie das christliche Dogma bzw. Stücke der Glaubensartikel wie einen Klotz auffassen, der uns ärgern will und dass sie es darauf anlegen, dazu irgendwie ein Verhältnis zu finden. Sie fassen das als sinnliche Sache auf. Das ist ein völliges Missverständnis. Die Glaubenssätze und -geheimnisse sind uns nicht gegeben, damit wir daran die Köpfe stoßen und sagen sollen, wie können wir so noch daran vorbeikommen, dass wir hinter der Kirche bleiben können, sondern sie haben einen inneren Sinn;

Das müssen wir erkennen. Sie sind uns gegeben, damit sie uns erfreuen, beseligen. Darum muss ich sagen, die Heilige Schrift berichtet uns nicht das Mirakel der Auferstehung von Ostern, damit wir etwas haben, woran wir glauben müssen, wie man so schön sagt ist dies ein irrsinniger Ausdruck. Wir müssen überhaupt nicht glauben, sondern der Glaube ist ein Geschenk. Es ist sinnlos, einem jungen Menschen zu sagen, das musst du glauben. Wer nur etwas in die Evangelien Verständnis des Glaubens bekommen hat, wird über eine solche Vorschrift lachen. Der Glaube ist ein Geschenk, eine Gabe, auch der Glaube an das Dogma dritten Tage auferstanden“. Es soll nur beglücken, beseligen. Deshalb fragen wir, was hat er für einen Sinn, was sagt er denn, dieser Glaube?

Er möchte, und zwar auch aus der Auslegung des NT, zweierlei sagen: Christus ist dazu auferstanden, dass er zu den Jüngern sagt: Friede sei mit euch! Das ist die Vergebung der Sünden. Die, die das Tischtuch zerschnitten haben, die sich an dem Werk der Anstoßung des Heiles beteiligt haben, für die die Welt jetzt hoffnungslos geworden ist, sie werden einer neuen Begegnung mit dem Auferstandenen gewürdigt. Der Auferstandenen schafft eine neue Situation. Er stellt das alte Verhältnis wieder her, den Frieden, Frieden zwischen Gott und der fluch- und schuldbeladenen Menschheit: „Friede sei mit euch!“

Zweitens ist Christus darum auferstanden, um den Jüngern als den Säulen der späteren Kirche einen Auftrag zu geben. Das hören wir auch in der Ostergeschichte. Gehet hin in alle Welt..., denen ihr die Sünden vergebt..., weidet meine Schafe! Der Auferstandene gibt den Jüngern einen Auftrag, ein Amt für die Kirche.

Und nun wende ich mich den Einwandslogiken zu. Die meisten habe ich ja eigentlich schon mit meinen einleitenden Bemerkungen abgetan: Was in der Bibel steht, das ist alles Quatsch, alles Betrug, ich halte mich an das, was ich sehen kann, fertig. Ich brauche mich damit nicht noch einmal auseinander zu setzen, obwohl zahlenmäßig auch im deutschen Vaterland die grobmaterialistische Front am stärksten ist, täuschen wir uns nicht!

Ich wende mich der zweiten Front zu, die wirklich ernst zu nehmen ist und die sagt: Gott ist mir wirklich zu groß und ich habe eine andere Gottesauffassung, als dass ich glauben könnte, dass er uns etwas zumutet, was gegen das abendländische Wahrheitsbewusstsein geht. Gemeint ist das Wahrheitsbewußtsein der Naturwissenschaften als auch der Geisteswissenschaften. Was sagt dieses sog. abendländische Wahrheitsbewusstsein? Es sagt: an keiner Stelle der diesseitigen Wirklichkeit stoßen wir auf ein Jenseits, weder bei einem Experiment das wir machen, noch in der Geschichtsforschung, wer von einem Jenseits spricht ist ein Mystiker ein Spiritist. Er übertreibt. Wir wissen alle, man empfindet diese nüchterne Haltung allzu oft als sympathische Haltung. Es ist zwar nicht mehr die Haltung des deutschen Volkes in den letzten 12 Jahren, etwa Rosenbergs Mythos hält sich nicht an diese Erkenntnis, aber es ist doch die Haltung des größten Teiles des denkenden deutschen Volkes. Es heißt also, wir stoßen nirgendwo auf Ewigkeit und Jenseitigkeit, also kann man mir nicht zumuten, an ein Ereignis zu glauben, das sozusagen die Welt aus den Angeln hebt und uns mit Ewigkeit und Jenseits in dieses Diesseits hineingrüßt Man sagt, das ist im Grunde irreligiös, das ist eine falsche Gottesauffassung, das ist im Grunde die jüdische Gottesauffassung, der Glaube an Gott, der sich durch äußere Zeichen und Machttaten –Erdbeben usw.- beweisen muss. Wir Germanen, wir philosophischen Menschen, haben nur eine solche Gottesauffassung, dass wir sagen, innerhalb der durch Natur- oder Geisteswissenschaft zu erforschenden Welt gibt es nur einen Zugang zu Gott, der ist das Wort Gottes an mein Herz und Gewissen oder das, was meine Seele irgendwie lebendig begrünt. Das haben auch die idealistischen Theologen des vorigen Jahrhunderts gesagt und das sagen auch heute einige von den Deutschen Christen, etwa Grundmann, Hiosch u.a. Sie sagen: meine Einsicht in das wahre Wesen, das wahre Wunder Gottes, mein Glauben verbietet mir, das neutestamentliche Auferstehungszeugnis heute noch anzuerkennen., denn ich habe eine gereinigten Vorstellung von den Wundern Gottes. Mir bezeugt sich Gott in meinem Herzen und Gewissen, das ist die wahre Gottesoffenbarung, die steht auch nicht im Widerspruch mit dem naturwissenschaftlichen Weltbild, dem Wahrheitsergebnis des abendländischen Forschers. Da haben wir eine reinliche Trennung, das kann jeder glauben, der glauben will. Und so hat dann diese idealistische Theologin gesagt, das, was unseren christlichen Glauben begründen kann, kann nun nicht die Auferstehung sein, schon darum nicht, weil tatsächlich nur ein paar den Auferstandenen gesehen haben. Nur das kann meinen Glauben begründen, was ich selbst erfahren habe. Die Auferstehungserfahrung haben ja nur wenige gehabt, andere nicht, also kann sich mein Glaube nicht darauf berufen.

Worauf beruht er dann? Auf dem Leben und Sterben Jesu, auf dem Eindruck, den jedes unverbildete Gemüt von der Majestät und Herrlichkeit dieses einen Menschen Jesus von Nazaret bekommt, oder wie Goethe etwa gesagt hat, dadurch, dass er in den Evangelien den wunderbaren Glanz Gottes hindurchschimmern sah. Genügt das nicht, aus den Evangelien der Eindruck des Lebens und Sterbens Jesu? Ja, es ist wirklich etwas Großes, wenn man sagt, ich habe den Eindruck, hier ist einmal ein Mensch gewesen, der war wirklich gerecht, heilig, sündlos, dessen Leben bestand wirklich darin, dass er Gott die Ehre gab, ihm gehorsam war, dass er Gott liebte und die Brüder liebte, das ist etwas so einmaliges, ein so wunderbares Licht, dass das für meine Religiosität auch heute genügt.

Ich brauche also dieses ganze Mirakel der Auferstehung nicht, für mich genügt z.B. die Tatsache, dass dieser Sündlose seinen Glauben an Gott auch in der tiefsten und qualvollsten Anfechtung, dem Kreuz, durchgehalten hat, dass es so einen Menschen gegeben hat, der trotz allem, was gekommen ist, so an die Liebe Gottes glaubte, das ist eigentlich Offenbarung. Das genügt mir. Wir werden sagen, das ist wirklich eine akzeptable, zu hörende Erklärung und ein edler, bewegender Standpunkt. Trotzdem muss ich von mir aus, von der Reformation aus und vom biblischen Standpunkt her sagen: so schön dieser Standpunkt ist, er genügt nicht. Und warum nicht? Ja, frage ich, woher weißt du denn, dass er wirklich sündlos gewesen ist? Woher weißt du, dass er seinen Glauben und seine Liebe bis zu seinem Tode durchgehalten hat, dass er darum jetzt noch Das eine Wort am Kreuz, das uns das Markusevangelium übermittelt hat mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ ist ja doppeldeutig. Es könnte ja auch heißen, dass er es nicht bis zuletzt durchgehalten hat, dass er nun doch innerlich Schiffbruch erlitten hat. Was macht mich dann gewiss, dass es wirklich so ist?. Und noch eins. Nehmen wir an, es wäre wirklich wissenschaftlich nach zu weisen –was ja nicht möglich ist- dass er sündlos gewesen ist und alles durchgehalten hat. Was nützt mir dann das?. Das kann mich doch eigentlich nur beschämen und niederdrücken, denn ich bin es ja nicht, der so gelebt hat. Was nützt mir dieses wunderbare Vorbild? Soviel, wie wenn ich Durst habe und ein anderer kommt und sagt, ich will dir einmal vormachen, wie schön es ist, wenn ich einen Schluck Wasser trinke. Was nützt mir das? Das bringt mich nur noch in Verzweiflung hinein. Lediglich auf dieser Grundlage von Hirsch und der Auffassung der Theologen allein vom Leben und Sterben Jesu wäre die Kirche gar nicht möglich gewesen. Wenn sie sagen, der Auferstandene ist etwas Mythologisches, wir halten uns allein an den Sündlosen, so muss ich sagen, ist der Begriff der Sündlosigkeit nicht genauso mythologisch? Wir haben schon gesehen, man kann gar nicht feststellen, dass das überhaupt ein Begriff ist, die sich mit dem abendländischen Wahrheitsbewusstsein verträgt. Genauso wenig, wie sich der Auferstandene mit dem abendländischen Wahrheitsbewusstsein verträgt. Damit ist es also wirklich nichts. Und nun die Vorstellung, dass etwa Petrus, der gescheitert ist, der die Katastrophe miterlebt hat und von der Schuld niedergedrückt ist –so sagen diese idealistischen Theologen- nach Galiläa in die Stille gegangen ist, dort tauchen ihm die wunderbaren Tage mit dem Herrn wieder auf, wie schön, wie groß der Eindruck war. Plötzlich kommt alles wieder hervor, er entdeckt, das kann ja gar nicht vorbei sein, er lebt und ich bin gewiss, er liebt mich auch. Wer meint, dass auf diesem psychologischen Weg bei Petrus und den anderen diese Auferstehungsgewissheit lebt!“ durchgebrochen ist, der täuscht sich doch sehr. Wenn ich mich mit einem engen Freund entzweit habe und schuldig an ihm geworden bin, dann nützt es mir nichts, dass ich mich zurückziehe und mir das Bild der schönen alten Tage vorstelle. Plötzlich wird wieder alles lebendig und ich sehne die alten Verhältnisse im Grunde wieder her, ich ringe mich durch zu der alten Klarheit, der alten Liebe, dem Freundschaftsverhältnis. Das ist schön und gut, aber es ist ja Illusion. Wenn so etwas zerbrochen ist, gibt es nur den einen Weg, dass es wieder neu wird: dass der andere zu mir kommt, mir die Hand gibt und sagt, es ist alles wieder gut, ich vergebe dir. Dazu gehört also eine neue Begegnung, ein neues Wort, eine neue Tat, sonst ist alles Selbstbesinnung, so tief sie ist, eitel Illusion, mit der ich nichts, aber auch gar nichts anfangen kann. Und wenn s heute überfromme Leute gibt, die sagen, was du als Theologe erzählst, ist mir zu kompliziert, ich halte mich einfach an den Glauben; Jesus lebt, das spüre ich in meinem Herzen -, schön, zu dieser Erfahrung müssen wir auch kommen. Aber genügt das, dass du jetzt das Gefühl hast, Jesus lebt?. Ich brauche ja nur einmal ernsthaft anzuzweifeln, täuscht du dich auch nicht? Alles Faktoren der Psyche, die sind zweideutig, es gibt keine 100% Gewissheit. Was ist notwendig? Es ist tatsächlich notwendig, dass einer auf mich zukommt und mir sagt, jawohl, ein neues Wort, eine neue Begegnung, der Auferstandenen lebt, ich habe das erfahren von der Heiligen Schrift. Die Heilige Schrift ist ja nur das Zeugnis der Osterzeugen selbst. Es bedarf also der Tatsache, dass einer auf mich zukommt und mir das als Tatsache von außen her sagt, die ich mir nicht selbst sage kann. Das ist die innere Bedeutung der Tatsache, dass wir neben dem Leben und Sterben Jesu seine Auferstehung haben müssen, sonst fällt alles zusammen. Der Apostel Paulus sagt: Ist Christus nicht auferstanden, so ist euer Glaube eitel. Es kann stimmen, aber auch nicht stimmen, wir befinden uns dann auf dem Gebiet der Philosophie, auf dem Gebiet der Theorie, der Hypothesen. Aber daran kann man kaum Ewigkeit aufhängen. Ist Christus nicht auferstanden, dann ist alles Illusion, wenn ihr denkt, dass alles mit euch und Gott in Ordnung sei, weil ihr das so fühlt. Aber wisst ihr das wirklich? Das kann keiner wissen, es sei denn, der Auferstandene kommt zu ihm und macht ihn persönlich seiner Sünden frei, darum hat es schon seinen Sinn, dass wir vor dem Heiligen Abendmahl hintreten, unsere Sünden bekennen und dann nicht etwa darauf warten, dass wir uns zurückziehen und uns vielleicht zur Klarheit durchringen, dass alles in Ordnung ist, sondern dass nun ein Beauftragter Christi vor uns steht und uns sagt, ich verkündige euch die Vergebung der Sünden. Hinter ihm steht die Auferstehungstatsache. Das ist notwendig, dies muss mit dem äußeren leiblichen Wort, wie unsere Bekenntnisschriften sagen, zugesprochen werden. So sehen wir also, dass an der Auferstehungstatsache alles hängt. Ohne die Auferstehung gäbe es keine Kirche, keinen Glauben, gar nichts. Die Kirche wäre vielleicht eine kleine Sekte, eine philosophisch gestimmte Gemeinschaft, die bald verkümmern würde Es könnte so oder so sein, aber es gäbe keine Gewissheit.

Ich komme zum Schluss und ziehe nun das Fazit daraus und frage, wie kommt es bei uns zu dem Auferstehungsglauben. Erstens dadurch –es kann zeitlich auch anders sein- dass wir uns, wie wir es getan haben, dass wir uns die Osterereignisse und -berichte, wie sie uns überliefert sind, vergegenwärtigen. Wir sind Menschen des 19. und 20. Jahrhunderts und darum wissen wir, das wir alle historischen Dokumente kritisch prüfen können und müssen. Wir haben das ja auch in kurzen Zügen getan, indem ich ganz offen darauf aufmerksam gemacht habe, dass bei Markus die Vorstellung etwas anders ist als bei Matthäus. Das darf uns aber nicht wundern: im Gegenteil, es wäre höchst verdächtig, wenn wir feststellen würden, dass alle fünf Dokumente gleich wären. Da würde ein kritisch Geschulter sagen, die haben von einander abgeschrieben. Es ist auch ganz klar, dass ein solches Ereignis, wenn es wahr ist, eine solche Verwirrung, eine solche Überforderung des Geistes dargestellt hat, dass ein einheitlicher Bericht nicht mehr da ist. Es ist eher eine Erhöhung der Glaubwürdigkeit, dass die Berichte nicht ganz übereinstimmen. Sie haben ja alle voneinander gewusst, dass sie sich mit diesen kleinen Nuancen der Weitergabe unterschieden, allerdings stellten wir fest, mit dem gleichen Grundzug; Auferstehung, leeres Grab, Friede, Vergebung, neuer Auftrag. Das ist der Grundzug der Ostergeschichte. Wenn einige vielleicht meinen, die Hüter am Grab waren vielleicht sekundär -gut, ich will darüber nicht richten. Ich möchte es nicht vermissen, aber jeder, der historisch gearbeitet hat, weiß, dass sich alle fünf Jahre die Auffassungen ändern. Die biblischen dokumente können auch so angesehen werden. Aber das führt nur dazu, das wir sagen, dass hier vor einer stehen, vor einem urchristlichen Osterzeugnis. Und nun kommt der Osterglaube nur dadurch, dass wir diese Zeugnisse , nachdem wir sie historisch kritisch bearbeitet haben, hören, indem sie uns von einem bevollmächtigten Beauftragten verkündigt werden.. Dann geschieht es bei dem einen, dass der Glanz des Ostermorgen auf ihn fällt und er zum Glauben kommt oder mit anderen Worten, dass der Auferstandene selber sich durch das Wort der Menschen und durch den Text der Bibel an unseren Herzen bezeugt. Das ist dann die Ostererfahrung , die jetzt ihren Sinn bekommt und zwar als Echo, als Reflex der bevollmächtigten Weitergabe der ersten Osterzeugen. Es gibt keinen Osterglauben ohne das neutestamentliche äußere, leibliche Osterzeugnis. Und darum war unsere Besinnung hier nicht vergeblich, wie mancher sagen könnte. Es ist ein durchaus schwieriges Kapitel. Es war notwendig, damit wir das urchristliche Auferstehungszeugnis, wie es ist, einmal zu Gesicht bekommen. Das andere können wir hier nicht leisten, das kann kein Mensch leisten. Dazu geht das nächst mal in den Ostergottesdienst, dorthin, wo Ostern vollmächtig verkündigt wird; geht hinein mit offenen Herzen und hört den Ruf: Er ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden! Dann kann es Gott geben –er will es und er wird es geben- dass auch unser Leben erfüllt wird von jenem himmlischen Glanz der himmlischen Klarheit, von jenem Morgenglanz der Ewigkeit.

Wenn ich jetzt mit einem Letzten schließe, so möchte ich sagen, die Osterbotschaft darf nicht isoliert werden von dem gesamten Zeugnis von Christus. Sein Leben, sein Sterben, sein Auferstehen gehören zusammen. All das, was uns in den Evangelien vom Leben und Sterben Jesu berichtet wird, steht schon im Glanz der Auferstehung. Die Berichte sind ja auch nach der Auferstehung verfasst. Es kann also gesagt werden, Christus ist sündlos, weil sich ja Gott zu seinem Weg bekannt hat. Seitdem wissen ja dei Schreiber, dass er wirklich gerecht, heilig und sündlos ist, so dass der johannische Christus sage kann. Wer von euch kann mich einer Sünde zeihen?. Alles, was die Bibel berichtet, liegt also im Glanz von Ostern. Seine Wunder sind Ausstrahlungen jenes Einbruchs der Ewigkeitsgewalt Gottes. Seine Worte sind Geist und Leben, auf seinen Worten liegt der Glanz der Ewigkeit.

Und nun kommt es durchaus nicht so in unserem Leben – so ist es bei mir nicht gewesen und wird bei den meisten von euch auch nicht gewesen- dass der Glaube, obwohl er Auferstehungsglaube ist, bei der Bejahung der Auferstehung anfängt, sondern meist führt Gottes Weg so, dass uns einige Worte Jesu Eindruck machen. Dass wir merken, hier sind wirklich Worte des ewigen Lebens, Worte, die Ewigkeitsglanz haben, keine Worte, die man mit Worten, die andere gesprochen haben, vergleichen könnte. Daraus gewinnen wir einen Eindruck von Jesus. Jetzt leuchtet es in uns auf und viele werden so durch meist innere Umbesinnung, durch Hören, Aufzeigen und Fragen ihren Glauben haben. Das Geheimnis Jesus Christi wird uns erst von Ostern her eröffnet. Ostern ist der Gipfelpunkt im Wunder Jesu. Darum beten wir nicht das einzelne Wunder Jesu an –dazu kann man durchaus kritisch sein-, sondern wir beten den ganzen Christus an, das Wunder Gottes, zu dem das Wunder der Auferstehung als Gipfelpunkt gehört. Das eine Wunder der Auferstehung ist es, das die Welt aus den Angeln hebt. Dieses eine Wunder im Glanz der Ewigkeit für alle Zeiten ist es, das auch dem abendländischen sog. Wahrheitsbewußtsein Wunden schlagen muss. Man kann diese Wunde nicht verbinden, man kann nicht sagen, es ist alles in Ordnung, sondern die Wunde muss bleiben. Es ist die Wunde der Offenbarung Gottes, die er unserem Wahrheitsbewusstsein geschlagen hat. Er weiß auch, was er uns zumuten kann. Und so grüßen wir die Wunde, die er uns geschlagen hat. Es ist die ewige Beunruhigung für uns Menschen, dass wir wissen, wir sind hier nicht zuhause und auch unsere Erkenntnis der Natur und Ansichten ist nur bruchstückhafte Erkenntnis, sie kann im nächsten Jahrhundert schon wieder anders sein.

Darum lasst uns nicht klagen, dass uns Gott diese Wunde durch das Geheimnis seines Werkes in Menschengestalt geschlagen hat. Er will uns damit letzten Endes nicht verwunden, er will uns beseligen, uns beglücken. Er will uns zu Menschen machen auf dieser Welt, in der wir im Glauben leben, hin zu seiner ewigen Auferstehungswelt, wie es dann heißen wird:

„Dann werden wir erkennen, gleichwie wir erkannt sind.“

Amen.

* Quellen:

  • E-Mail von Bettina Rott, Neckargemünd, an Moosburg Online, März 2005.

    Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung von © Bettina Rott.

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