Paul Schmidt
Quelle:
Paul Schmidt: Erinnerungsbuch
Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung
von © Dr. Peter Schmidt.
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Bilder und Gedichte
Im Erinnerungsbuch von Paul Schmidt finden sich eine
Reihe von Zeichnungen, Drucken und Gedichten, die im Lager
entstanden sind, und die Stimmung der Gefangenen
widerspiegeln.
Ein Aquarell mit
einem Wachturm und der Silhouette von Moosburg im
Hintergrund:
Du hast mich Herr geschlagen
Mit schwerem Leid
Ich hab's zu End getragen
Durch meine bitt're Zeit.
Doch was mir widerfahren
Das hat mein Herz gefeit
Und wird es wohl bewahren
Vor Glückes Eitelkeit.
So darf ich zu dir sagen:
O Herr ich bin bereit,
Nun kannst du mit mir wagen
Jedwes Glück und Leid
(Bild
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Ein
ähnliches Bild von einem anderen Zeichner trägt
die Aufschrift:
Erinnere Dich an allen Tagen,
Wenn Du sollst unzufrieden sein,
Welch Not und Leid Du hast ertragen.
Präg Dir aufs Neue Moosburg ein.
(Bild
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Eine
schwungvolle aquarellierte Federzeichnung von Julius S. mit dem Lagerzaun und den
Türmen von St. Kastulus und St. Johannes:
Die Gruppe 11 ihrem lieben Kameraden Paul zum 49.
Geburtstag.
7.8.1947.
(Bild
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Auf
dem schlichten Aquarell blickt man auf die beiden
Küchengebäude links und rechts der
Lagerstraße (Lagerplan).
(Bild
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Der düstere
Linolschnitt von H. S. aus dem Jahr 1947 zeigt das Innere
einer Lagerbaracke. Man erkennt eine Gruppe von
Männern, einen Kanonenofen neben dem Mittelpfeiler und
im Hintergrund die mehrstöckigen Pritschen. (Bild vergrößern).
In der
Kirchenbaracke des Internierungslagers war die barocke
Skulptur einer Muttergottes aufgestellt, die hier in einem
Holzschnitt von H. K. wiedergegeben ist: "Unsere Liebe Frau
in Moosburg". (Bild
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Ein geschnitztes
Holzrelief aus dem Besitz von Paul Schmidt zeigt eine
Gestalt mit Kopftuch oder Kapuze, die sich an einen
Stacheldrahtzaun klammert. Im Hintergrund sieht man Ruinen.
Die Inschrift lautet: "Moosburg 1945-47". Der Künstler
des Bildwerks ist unbekannt, doch auf der Brust der Figur
scheint sich ein ligiertes Monogramm "LH" zu befinden.
Möglicherweise hat Schmidt das Relief zu seiner
Entlassung von den Mitgefangenen geschenkt bekommen (Bild
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Die
Farbstiftzeichnung eines Astronomen am Fernrohr:
"Wir wohnen alle in Höhlen, jeder in seiner allein.
Aber die gleichen Sterne stehen über uns allen."
Wilhelm Schäfer
(Bild
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Zu seiner Skizze
von der zum Tor und zum Wachturm führenden
Lahgerstraße schrieb Paul Schmidt:
Tor III
Du bist zwar nicht eines von den Toren, von denen es
heißt: "Wer anklopft, dem wird aufgetan." Aber einmal
werde ich doch vor dir stehen, deine rostigen Angeln werden
knarren, du wirst dich auftun, und ich werde
hinausschreiten, so wie ich es seit Juni 1945 erhofft,
nicht gebrochen, nicht zerbrochen. Und doch wird mein
Gepäck ein anderes sein. Manches was ich damals
mitbrachte, bleibt für immer hier und ich nehme mit,
was ich hier neu gewesen. Das ist, daß ich weder mit
großen Augen den Glanz der Weihnachtskerzen sehe, dem
Klang der Weihnachtsglocken lausche und der ewigen
Botschaft nachsinnen kann. Ist das nicht drei Weihnachten
in Moosburg wert?
(Bild
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Eine Zeichnung
zum Neuen Jahr 1947, das als kleines, aber kräftiges
Kind dargestellt ist. Es steht im Schnee vor Ruinen im
Hintergrund und holt weit aus mit seiner Axt, um den
Lagerzaun zu zertrümmern. Eine Allegorie der Freiheit,
die sich für Paul Schmidt 1947 noch nicht
erfüllen sollte.
Dazu dichtete Schmidt:
Dem Jahre 1946.
365mal hob mich vom Lager das Hoffen:
Heute stehen die Tore dir offen!
365mal ließ mich nicht schlafen der Schrei:
"Die Freiheit ging wieder am Zaune vorbei!"
Kein Tag, der mir nicht Wunden schlug,
kein Traum, der mich nicht heimwärts trug:
Die Kinder warten, es weint eine Frau.
Das nachte die Schläfen mir schmal und grau.
So fahre hin, du falsches Jahr,
das nichts als Warten, Warten war.
(Bild
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Das
Schlußbild in Paul Schmidts Erinnerungsbuch zeigt
eine nackte Gestalt auf einem Felsen, die sich mit
erhobenen Armen und geprengten Fesseln der tiefstehenden
Sonne zuwendet. Daneben steht folgendes Gedicht:
Einmal bricht er an, der Morgen
Manchmal ist's als sei die Ferne
nicht mehr fern und du seist da,
deiner Augen liebe Sterne sein den meinen wieder nah.
Alles Leiden sei zu Ende,
heimgekehrt sei ich zu Haus,
und es ruh'n sich uns're Hände
wieder ineinander aus.
Laß die Tränen, laß die Sorgen:
einmal klopf ich an die Tür,
einmal bricht er an, der Morgen,
der mich wieder führt zu dir.
Sind auch heute unsre Herzen
noch getrennt durch Zeit und Raum:
einmal leuchten wieder Kerzen
auch auf unserm Weihnachtsbaum.
Fest woll'n wir auf den vertrauen
der uns in den Händen hält.
Weib, für unsern Jungen bauen
auf wir eine neue Welt.
Moosburg, Sommer 1946
P. Sch.
(Bild
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Quellen:
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