Internierungslager: Zeitzeugen |
Georg Miller |
Als Bürgermeister automatisch festgenommenDer Bauer Georg Miller war bei Kriegsende Bürgermeister in Pitzling. Im Mai 1945 wurde Miller in seiner Wohnung verhaftet und mit einem Karren nach Pürgen gebracht, wo er einen dreiviertel Tag in einen Stadl gesperrt und auch geschlagen wurde. Frau Loderer aus Pürgen reichte ihm durch eine Bretterritze ein Stück Brot. Dann wurde er ins Landsberger Rathaus und von dort in den Keller des Landsberger Gefängnisses gebracht. Nach ca. einer Woche wurde er mit anderen Landsberger Frauen und Männern auf einem Lastwagen ins Internierungslager Moosburg transportiert, wo er bis Ende Dezember 1947 im sogenannten Automatic Arrest ohne jegliche Anklage inhaftiert war.Georg Miller schrieb 1966 über seine Haft im Internierungslager Moosburg folgendes nieder: "Vom 14. Mai 1945 bis 22. Dezember 1947 war ich im Lager Moosburg inhaftiert. Von Landsberg aus wurden wir mit einem Lastwagen auf Umwegen nach Moosburg transportiert. Zwischen Landsberg und Moosburg stand ein Mann am Straßenrand und bat, ein Stück mitgenommen zu werden. Er kam ebenfalls ins Lager und war dort ca. 1 Jahr inhaftiert (Automatic Haft). Im Lager waren Einarmige und Beinamputierte. In den ersten drei Tagen waren wir ohne jedes Essen. Viele sind im Lager verhungert. Einige aßen aus Hunger Papier und sind daran gestorben. Auch ein Kamerad aus unserer Baracke ist infolgedessen an Verstopfung gestorben. Ich sah ihn selbst in der Latrine liegen. Als mir Frau Beh am Zaun, der das Frauenlager vom Männerlager trennte, eine Suppe herüberreichen wollte, hat ein Posten auf mich geschossen. Da es in der Dämmerung war, konnte ich mich in eine Mulde retten. Monatelang mußten wir auf dem blanken Boden schlafen. Als Kopfunterlage hatte ich einen Ziegelstein, den ich mit Gras etwas auspolsterte. Das Gras wurde mir aber von der Lageraufsicht wieder weggenommen. Erst im Spätherbst 1945 bekamen wir Bretter, womit wir uns notdürftig eine Schlafstelle bauen konnten. Bei meiner Verhaftung wie auch im Lager wurde ich wie die anderen Gefangenen unzählige Male geschlagen. Ich entsinne mich noch besonders des damals ca. 60 Jahre alten mitinhaftierten Diem, der vollständig blutunterlaufen gewesen ist und ein Auge weit herausgequollen war. Im Herbst 1945 stand ich mit Stanislaus Schmid ca. 10 m vom Sicherheitszaun entfernt. Als sich Schmid nach einem Löwenzahn bückte, wurde er von einem Posten mit einem Schuß durch die Halsschlagader niedergeschossen. Die Angehörigen waren lange ohne Benachrichtigung. Von den Lagerinsassen wurde im Herbst 1945 über Nacht eine Holztafel aufgestellt, auf der mit Kalk ca. 20 Namen der bisher auf diese oder ähnliche Weise ermordeten Insassen geschrieben waren. Die Tafel wurde am nächsten Tag von der Lagerverwaltung sofort wieder entfernt. Die erste offizielle Nachricht an meine Angehörigen konnte ich erst am 9.12.1945 geben. Es war eine vorgedruckte Karte, die den Namen und meine Lagernummer 6-3236 enthielt. Sie wurde am 18.1.1946 abgestempelt. Am 15.10.1947 wurde ich von der Spruchkammer Moosburg verhandelt und freigesprochen mit der Begründung, daß die gegen mich vorgebrachten Belastungen kläglich zusammengebrochen sind. Trotzdem konnte ich erst im Dezember 1947 zu meiner Familie zurückkehren. Alle diese Angaben entsprechen der reinen Wahrheit und ich kann es teilweise noch mit Originaldokumenten belegen. Pitzling, 18.12.1966 Quelle:
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