Stalag VII A: Zeitzeugen |
Harry M. Lloyd
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Die Verhältnisse im Stalag VII A"Mein Vater Harry M. Lloyd war amerikanischer Kriegsgefangener im Zweiten Weltkrieg. Er wurde während der Invasion in Südfrankreich gefangengenommmen und verbrachte den Rest des Krieges im Stalag VII A. Jetzt ist er 80 Jahre alt. Ich habe ihm am Telefon erzählt. daß ich Bilder vom Stalag VII A gefunden habe. Darüber hat er sich gefreut. Danke für die Informationen auf Ihren Webseiten. Das bedeutet ihm und mir sehr viel.Stalag VII A hat meinen Vater tief betroffen. Viele Jahre fiel es ihm sehr schwer, über seine Kriegserlebnisse zu sprechen. Nun denkt er daran zurück und erzählt häufig davon. Als mein Vater in Frankreich gefangengenommen wurde, wurden er und andere in amerikanischer Uniform an einer Ziegelmauer aufgereiht. Sie sollten gerade erschossen werden, als ein höherrangiger deutscher Offzier sah, was vor sich ging. Er verhinderte die Exekution und ordnete an, daß sie ins Kriegsgefangenenlager gebracht wurden. Als mein Vater ins Stalag VII A gebracht wurde, hatte er eine Bibel, die ihm seine Eltern gegeben hatten. Er trug sie in seiner Hemdtasche unter der Armeejacke. Der deutsche Soldat, der jeden einzelnen durchsuchte, fühlte die Bibel mit seiner Hand, lächelte meinen Vater an und ließ sie ihm behalten. Was die Bedingungen betrifft, so erzählt mein Vater, daß sie jeden Morgen etwas bekamen, was wie Kaffee aussah, aber keiner war. Das tranken sie zum Frühstück, obwohl sie nicht wußten, was es war. Mittags brachte man ihnen eine Suppe, die sie Grassuppe nannten. Sie wußten nicht, was drin war, mutmaßten aber, daß man ein Salatblatt durchs Wasser gezogen und dieses dann aufgewärmt hatte. Zum Abendessen gab es 1/6 Brotlaib und zwei bis drei kleine gebackene Kartoffeln für jeden. Das hatte zur Folge, daß mein Vater in solcher Verfassung aus dem Lager kam, daß man seine Taille mit den Daumen und Mittelfingern beider Hände umfassen konnte. Auch die Magennnerven meines Vaters waren durch die Unterernährung geschädigt. Es dauerte eine Weile, bis er sich davon erholte. In ihren Baracken hatten sie mehrstöckige Kojen, aber die waren voller Läuse und Wanzen. Zwar wurden die Gefangenen und ihre Kleidung öfter entlaust, aber dann zogen sie ihre Kleider wieder an und mußten zurück in die gleichen Kojen mit den Wanzen und Läusen. Mein Vater erinnert sich nicht, daß er im Lager gefroren hat oder mißhandelt wurde; allerdings bekam er einmal einen Gewehrkolben in den Rücken. Die Gefangenen wurden öfter auf Viehwaggons geladen und mit der Bahn einige Kilometer nach München gebracht. Die Waggons waren nicht geheizt, und so war es sehr kalt. Wie Tiere hat man sie verladen, und sie mußten Bahnstrecken reparieren, die durch alliierte Bomben beschädigt worden waren. In München räumten sie auch den Schutt der von alliierten Bomben getroffenen Häuser weg. So kamen sie durchnäßt und kalt zurück. Von Zeit zu Zeit bekamen sie ein halbes Rotkreuz-Paket. In den amerikanischen Rotkreuz-Paketen waren mehr Zigaretten (was meinen Vater nicht interessierte, weil er nie geraucht hat), in den argentinischen Paketen war dagegen mehr zu essen, und so freuten sie sich darauf, diese zu bekommen. Ich kann mich noch an die fünfziger Jahre erinnern, als ich selber noch ein kleiner Junge war, wie mein Vater oft mitten in der Nacht schreiend aufwachte. Ich glaube, daß kam eher von den Kampfeinsätzen als von der Gefangenschaft." Quelle:
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