Rudolf Hecker |
Moosburg, den 27.1.1946
Meine lb. Lotte, mein lb. Manfred,
und alle Angehörigen!
Langsam beginnt sich nun auch der Schleier
über mein Dasein zu lüften. Ich hoffe, daß
ihr schon Lebenszeichen über mich durch
Herrn Richter oder Jakob erhalten habt.
Meine Sehnsucht nach euch ist grenzenlos, aber
die Hoffnung auf ein Wiedersehen gibt mir
immer wieder die Kraft, schwere Stunden
zu überwinden. Wir wollen's nicht un-
nötig schwer machen, auch zur Gewißheit,
daß ich hier hinter Stacheldraht sitze, nicht
als Verbrecher, sondern weil ich der Partei
angehörte, der wir leider dies unsagbare
Elend zu verdanken haben. Mein Gewissen
ist rein, ich habe nur für eine gute
Sache mich geopfert, daß aber solch furcht-
bare Kreaturen unsre Führer waren
hätte ich nie im Leben geglaubt. Nur den
Kopf nicht hängen lassen, die neuen Männer
werden uns hoffentlich verzeihen, denn
wir sind guten Willens aufrichtig an
einer besseren Zukunft mitzuarbeiten.
Ich selbst lebe hier in den Verhältnissen
monotoner Gleichgültigkeit, d.h. ob
sonn- oder wochentags wird gearbeitet,
habe mit Schwerarbeit in der Kiesgrube
angefangen, dann wurde ich Autowäscher
und jetzt gehöre ich zu den einzigen 8 Mann
von 12000 die als -German-Orderlies-, also als
germanische Ordonnanzen im U.S.A. Offiz. Quartier
beschäftigt werden.
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